Das Schweizer Sturmgewehr wird zum Politikum – in Kanada. Dort flackert derzeit die Diskussion auf, wie viele und welche Waffen Private besitzen dürfen. Die neuste Idee: Die PE 90 des Schweizer Herstellers Swiss Arms (früher SIG) soll verboten werden. Eine zivile Variante des Schweizer Sturmgewehrs 90, in Kanada in den Farbvarianten «Classic Green», «Heavy Metal» und «Red Devil» bei Privaten äusserst beliebt.
Laut dem öffentlichen Kanadischen Rundfunk CBC plant die Royal Canadian Mounted Police die PE 90 neu einzustufen. Die «Mounties», sonst vor allem für farbenfrohe Uniformen und schicke Hüte bekannt, haben sich die Schweizer Präzisionswaffe genau angeschaut.
Stgw-Besitzer müssen ihre Waffe abgeben
Die Mounties wollen die PE 90 jetzt auf die Liste der konvertierten Automatikwaffen («C/A») setzen statt wie bisher auf jene der Halbautomatischen Schusswaffen. Ein wichtiger Unterschied: C/A-Waffen sind offiziell verboten. Halbautomatische Schusswaffen, limitiert auf Magazine mit fünf Schuss, darf jeder Inhaber eines kanadischen Waffenscheins besitzen.
Der Entscheid hätte weitreichende Folgen für kanadische Schützen. Sie dürften nicht nur keine neuen Schweizer Sturmgewehre kaufen – sie müssten auch jene Gewehre abgeben, die sie bereits besitzen. Andernfalls würden sie sich strafbar machen. Ob Private für eingezogenen Waffen eine Entschädigung bekommen, darüber streiten sich die Politiker noch.
Die PE heisst in Kanada «Classic Green»
Die PE 90, unter kanadischen Schützen meist «Classic Green» genannt, ist seit 2002 legal. Dass dieser Zustand nicht von Dauer sein könnte, ist vielen Waffenfans schon länger bewusst: Sie sprechen von einem juristischen Schlupfloch, das ihnen den Erwerb erlaubte.
Entsprechend beliebt die Sturmgewehr-90-Variante: Experten schätzen, dass in Kanada etwa 2000 «Classic Greens» im Umlauf sind. Sie kosten etwa 5000 Kanadische Dollar, umgerechnet etwa knapp 4000 Franken. In einem CBC-Beitrag wird das Gewehr «der Rolls Royce der Gewehre» genannt. «Man kauft diese Gewehre, weil sie fantastische, wunderschöne mechanische Meisterwerke sind», sagt der Kanadische Waffenhändler J.R. Cox in einem Beitrag. «Sie bleiben in der Familie, werden über Generationen gepflegt.»
Während zwölf Jahren für keine Straftat verwendet
Noch ist der Entscheid der Mounties nicht offiziell. Die Waffen- und Schützenlobby fährt schon hartes Geschütz auf. Verschiedene Abgeordnete der konservativen Tories mobilisieren ihre Wähler bereits, um gegen die Neueinstufung des Schweizer Gewehrs zu protestieren.
«Die Royal Canadian Mounted Police nimmt eine Schusswaffe, die während zwölf Jahren legal verkauft wurde und für keine einzige Straftat verwendet worden ist, und stuft sie willkürzlich als illegal ein», schreibt etwa der konservative Parlamentarier Bob Zimmer (45) aus British Columbia in einem offenen Brief. Zimmer, der früher selber mit eine «Classic Green» schoss, wirft der RCMP sogar «Machtmissbrauch» vor.
Einen Schritt weiter geht J.R. Cox, Inhaber des Waffensupermarkts «Shooting Edge» in Calgary. Er brachte die Schweizer Waffe vor zwölf Jahren nach Kanada – und will den RCMP-Entscheid vor Gericht anfechten. (ads)