Hausärzte kämpfen für Spital
«Schliessung des Spitals Heiden ist keine Option»

Die Schliessung von Spitälern ist dringlich, um die Gesundheitskosten zu bremsen. Doch in den betroffenen Regionen wie im appenzellischen Heiden sind auch Hausärzte strikte dagegen.
Publiziert: 14.01.2020 um 22:58 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2020 um 08:22 Uhr
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Gehts es nach den Hausärzten der Region, darf das Spital Heiden AR auf keinen Fall geschlossen werden.
Claudia Gnehm

Die Schweizer Bevölkerung leidet unter den steigenden Gesundheitsausgaben. Die Schliessung von Spitälern verspricht Erleichterung – in der Theorie. Wenn allerdings das Spital in der eigenen Region gefährdet ist, dann haben viele Bedenken. Doch was sagen Hausärzte, die eng mit einem regionalen Spital zusammenarbeiten?

Ein Krankenhaus, das dem Sparhammer zum Opfer fallen könnte, ist das Spital Heiden in Appenzell Ausserrhoden. Es gehört neben Herisau dem Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden (SVAR) an und war die letzten Jahre mit ein Grund für die Defizite des Verbunds.

Kleine Spitäler sind nicht teurer als grosse

Für Hausarzt Teddy Kaufmann aus Rehetobel AR unweit von Heiden spielt das Spital in der Nachbarschaft eine wichtige Funktion für die medizinische Versorgung. Vier von fünf Patienten überweist er dorthin. «Eine Schliessung ist für mich keine Option, insbesondere da auch die umliegenden Kleinspitäler Rorschach und Altstätten geschlossen werden sollen», sagt er zu BLICK.

Seine Patienten müssten künftig an verschiedenen Spitälern in St. Gallen vorbeifahren, um ins nächste kantonale Spital in Herisau zu gelangen. Das Kostenargument lässt er nicht gelten. «Ich bin sicher, dass zwei kleine Spitäler nicht teurer sind als ein grosses», betont er.

Auch Allgemeinärztin Susanne Cawood in Grub AR, nahe von Heiden, arbeitet eng mit dem Spital Heiden zusammen. «Ich schicke vorrangig Patienten dorthin, die ich in der Praxis nicht behandeln kann.» Das Gros der Hausärzte des Vorderlands sei gegen eine Schliessung des Spitals, sagt sie.

Weil es ein Umweg wäre, würden die Hausärzte die Patienten nach Herisau schicken, sagt auch sie. «Dem Kanton gehen Gelder und auch Arbeitsstellen verloren, sollte Heiden schliessen», so Cawood.

Kosten für weitere Wege ins Spital

Ein weiterer Hausarzt vor Ort sagt: «Ohne das Spital Heiden müssten die Patienten deutlich längere Wege und Abklärungszeiten in Kauf nehmen.» Denn das würde viele Fahrten nach St. Gallen bedeuten, mit langen Wartezeiten und Parkplatzproblemen. Er habe eine Dialyse-Patientin, die nach Altstätten, St. Gallen oder Herisau müsste. Auch für gewisse Krebspatienten würden die Wege länger und komplizierter. Seinen Namen möchte er nicht öffentlich machen.

Auch betagte Patienten seien an einem kleinen Spital besser aufgehoben als am Zentrumsspital, sagt er und rechnet vor: Das Spital könne mit 20 Franken pro Einwohner und Jahr problemlos weiter betrieben werden. So viel koste auch eine Fahrt an das Kantonsspital St. Gallen mit Parkgebühren.

Müssen alle Spitäler rentieren?

Hausärzte wie Cawood stellen sich die Grundsatzfrage: «Wie weit müssen gemeinnützige Einrichtungen wie Schulen und Spitäler Profit abwerfen und wo liegt ein vernünftiges Verhältnis zwischen Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl?»

Dennoch: Kleinen Landspitälern in der Ostschweiz droht das Aus. Spätestens seit die St. Galler Gesundheitschefin Heidi Hanselmann vor einem Monat bekannt gab, dass die Kantone St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden künftig eine gemeinsame Spitalliste erstellen.

Der Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden sagt, das Spital Heiden stehe nicht zur Disposition, weil es sich auf der aktuellen Spitalliste des Kantons Ausserrhoden befinde.

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