Hauptaktionär will in den VR
Pieper nimmt bei AFG die Zügel in die Hand

Der Herr im Haus hat auch das Sagen: Der neue Hauptaktionär Michael Pieper will beim Bauausrüster AFG in den Verwaltungsrat. Und als Verwaltungsratspräsidenten will er ebenfalls einen der Seinen. Der amtierende VR-Präsident Rudolf Graf tritt per sofort zurück.
Publiziert: 13.03.2015 um 12:31 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:40 Uhr

Die Leitung des obersten Führungs- und Aufsichtsgremiums bei Arbonia Forster (AFG) soll ab der Generalversammlung am 17. April Alexander von Witzleben übernehmen, wie das in Arbon TG ansässige Unternehmen am Freitag mitteilte.

Von Witzleben ist auch Verwaltungsratspräsident beim Lysser Autozulieferer Feintool. Die Mehrheit an Feintool hält Pieper über seine Investmentgesellschaft Artemis.

Neben Graf scheidet bei AFG auch Andreas Gühring aus dem Verwaltungsrat aus. Er lässt sich an der Generalversammlung nicht mehr zur Wiederwahl aufstellen.

An Gührings Stelle soll Michael Pieper selbst im Gremium Einsitz nehmen. Er hatte im Dezember über seine Artemis Gruppe 21,89 Prozent der AFG übernommen und war damit Hauptaktionär geworden.

Er will AFG sechs bis Jahre Zeit geben, um aus den schlechten Zahlen heraus zu kommen, wie er in einem Zeitungsinterview sagte. Strategisches Ziel müsse eine Betriebsgewinnmarge von 8 bis 10 Prozent sein.

Arbonia sei zu schnell gewachsen und zu stark verzettelt, diagnostizierte der Industrieinvestor. Geld sei «verblödet» worden.

Vom Management erwartet Pieper nun Vorschläge zur Kostenkontrolle sowie Optimierungen auch durch innovative Produkte. Mit seinem Küchenbauer Franke will er AFG nicht verschmelzen, sieht aber Synergien. Über Artemis hält Pieper Beteiligungen an diversen Schweizer Industrieunternehmen wie Forbo, Adval Tech, Rieter oder Autoneum.

Pieper hatte die AFG-Anteile zum Grossteil von Edgar Oehler übernommen. Der ehemalige CVP-Nationalrat Oehler hatte AFG auf Expansion getrimmt. Die Finanzkrise brachte sein Imperium aber an den Rand des Untergangs.

AFG wies 2014 mit 15,1 Mio. Fr. erstmals seit 2010 wieder einen Gewinn aus. In den Geschäften, die das Unternehmen fortführen will, brach der Gewinn aber um mehr als zwei Drittel auf 11,3 Mio. Fr. ein. In der besonders schwächelnden Division für Aussenhüllen von Gebäuden sollen darum bis zu 200 Stellen verschwinden.

Unter dem per sofort zurückgetretenen Graf hatte sich das kriselnde Unternehmen strategisch neu ausgerichtet. Mehrere in der Ära Oehler zugekaufte Unternehmensteile wurden abgestossen. Graf übernahm das Präsidium 2013 und leitete die Firma 2014 als Übergangslösung auch operativ. Seit letztem Juli verantwortet William Christensen das Tagesgeschäft.

Die AFG-Aktien verzeichneten am Morgen deutliche Kursgewinne. In der Eröffnungsphase des Handels an der Schweizer Börse notierten sie fast 4 Prozent höher als am Vorabend. Am Mittag lagen sie noch 2,8 Prozent im Plus. Der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) lag leicht im Plus lag (+0,2 Prozent).

Für die Analysten ist der Rücktritt von Rudolf Graf keine Überraschung. Bei der Bank Vontobel beispielsweise verweist man auf die abgeschlossene Devestitionsphase und den neuen Ankeraktionär Pieper. Man erwarte nun, dass Pieper und insbesondere von Witzleben eine aktive Rolle in der Justierung der AFG-Strategie spiele, heisst es in einem Kommentar der Bank vom Freitag.

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