Harte Kritik am Novartis-Stellenabbau
«Bittere Pille», «Sauerei», «Beispielloser Abbau»

Der Stellenabbau bei Novartis fährt der Schweiz und vor allem der Region Basel in die Knochen. Entsprechend geharnischt fallen die Reaktionen aus. Nicht nur die Gewerkschaften, auch Kantonsregierungen finden deutliche Worte.
Publiziert: 25.09.2018 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 18.10.2018 um 07:09 Uhr
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Der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt äussert «Bedauern und Enttäuschung»: Alleine am Standort Basel, im Hauptquartier des Pharmagiganten Novartis, sollen 1000 Jobs verschwinden.
Foto: Getty Images
Christian Kolbe

Der Schock in der Region Basel sitzt tief: 2150 Stellen sollen verschwinden. 1000 Jobs in Basel, 700 in Stein AG, 350 in Schweizerhalle BL und ein paar Dutzend in Locarno TI  und Rotkreuz ZG . Die Mitarbeitenden wurden heute Vormittag informiert.

Vor allem den Hauptsitz von Novartis in der Stadt Basel trifft es hart. Bislang kam die Verwaltung um Stellenabbau herum. Das hat sich nun geändert, der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt äussert «Bedauern und Enttäuschung» über den radikalen Schritt des Pharma-Giganten. «Für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Haushalte und Familien steht eine Phase der Unsicherheit bevor», schreibt die Regierung weiter.

Engagement für Novartis zahlt sich nicht aus

Auch um den Standort Basel macht sich die Regierung Sorgen: «Für gewisse Produktions- und Dienstleistungsberufe wird die Beschäftigungssituation an den hiesigen Industriestandorten zunehmend schwierig.» Und das obwohl Regierung und Behörden seit Jahren auf vielen Ebenen das Engagement von Novartis in Basel begleitet und unterstützt hätten. Ein bitterer Unterton schwingt in der Medienmitteilung mit, noch wird auf offene Kritik an Novartis verzichtet. 

Aargauer Volkswirtschaftsdirektor kritisiert Verlagerung

Ähnlich klingt es aus dem Aargau: Auch dort ist die Regierung enttäuscht, hunderte von Stellen verschwinden im Fricktal. Im Aargau hat man bereits Forderungen an Novartis, der Regierungsrat verlangt, dass die Verlagerung der Produktionskapazitäten von Stein ins Ausland nochmals überdacht wird. Zumal eben erst der Bau einer neuen Produktionsanlage in Stein verkündnet worden war. «Der plötzliche Strategiewechsel mit der Verlagerung von Hunderten von Arbeitsplätzen in Billiglohn-Länder ist für den Regierungsrat schwer nachvollziehbar», beklagt sich  Volkswirtschaftsdirektor Urs Hofmann (SP). 

Für Syna ist der Abbau eine «Sauerei»

Auch für die Gewerkschaften ist klar: Das letzte Wort in Sachen Stellenabbau bei Novartis ist noch nicht gesprochen. Der Verband Angestellte Schweiz fordert Novartis auf, auf den angekündigten Stellenabbau in der Schweiz zu verzichten.

Als «bittere Pille» bezeichnet der Verband den Abbau: «Wir lassen uns von Novartis den Industriestandort in Basel nicht zerstören», findet Christof Burkard, Leiter Sozialpartnerschaft bei den Angestellten Schweiz, deutliche Worte an die Adresse des Pharmariesen.

Aktie steigt nach Abbau-Publikation

Die Gewerkschaft Unia spricht von einem «beispiellosen Abbau». Dieses Vorhaben verfolge einzig und alleine finanzielle Ziele und zwar «die Optimierung des Aktienkurses». Tatsächlich: Der Novartis-Kurs reagierte heute auf die Novartis-Abbau-Meldung und notiert am Nachmittag 1,3 Prozent im Plus. Der Vergleichsindex SMI legte lediglich 0,8 Prozent zu.

Die Gewerkschaft Syna spricht gar von einer «Sauerei», ist «entsetzt und geschockt» über den Kahlschlag bei Novartis. Syna wirf dem Pharmakonzern vor, «aus reiner Gewinnmaximierungsoptik» gehandelt zu haben.

Die Forderung der Gewerkschaft ist klar: Novartis muss auf Entlassungen verzichten, den betroffenen Mitarbeitenden durch Weiterbildung oder Umschulen echt Zukunftspersektiven bieten. 

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