Der «Hammerdeal» schlug ein in der Wintersport-Branche: Für nur 222 Franken pro Stück verschleuderte Saas-Fee VS vor drei Jahren ihre Saisonabos. 2017 und 2018 wiederholten die Bergbahnen die Aktion – die Abos kosteten mit 255 Franken zwar etwas mehr, lagen preislich aber noch immer massiv unter den Angeboten der Konkurrenz.
Die Dumping-Strategie kam den Wintersportort teuer zu stehen. Das Sonderangebot wurde zum finanziellen Fiasko für die Saastal Bergbahnen. Die österreichische Schröcksnadel-Gruppe musste die Walliser mit einer 12-Millionen-Geldspritze retten. Es kam zum Kapitalschnitt, die Aktionäre mussten 50 Prozent abschreiben.
Aktionäre werfen ehemaliger Führung Täuschung vor
Nun drohen den Verantwortlichen für den Millionen-Flop juristische Konsequenzen. An der Generalversammlung Ende Mai verweigerten die Aktionäre dem früheren Verwaltungsratspräsident Pirmin Zurbriggen und dem ehemaligen Direktor Rainer Flaig die Erteilung der Décharge, also die Zusicherung, dass keine Schadenersatz-Forderungen gegen sie erhoben werden.
Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, überlegen sich mehrere Kleinaktionäre, gegen Zurbriggen und Flaig zu klagen. Sie werfen der ehemaligen Führung Misswirtschaft und Täuschung vor. Es geht dabei um die Crowdfunding-Kampagne rund um den «Hammerdeal».
Gemeinde kaufte Tausende Abos selbst
Bedingung für das 222-Franken-Abo war damals, dass bis zu einem bestimmten Stichtag 99'999 Tickets verkauft werden. Auch wenn es schliesslich nur 75'000 waren, kam das Super-Schnäppchen schliesslich zu Stande. Nun kommt aber heraus: Nicht mal diese Zahl an verkauften Tickets wurde tatsächlich erreicht. Laut «Tages-Anzeiger» hat die Gemeinde Saas-Fee für 1.3 Millionen Franken 6000 Abos gekauft. Nur rund 700 davon wurden tatsächlich an Wintersportler weiterverkauft, der Rest ging auf Kosten der Gemeinde.
Man habe das Geld wegen der wirtschaftlichen Bedeutung der Bergbahnen für Saas-Fee bewilligt, rechtfertigt Gemeindepräsident Roger Kalbermatten – zum Zeitpunkt der Schnäppchen-Aktion zudem pikanterweise Vizepräsident der Bergbahnen – den Kauf gegenüber der Zeitung.
10'000 weitere Abos hat die für das Crowdfunding verantwortliche Partnerfirma Mountain Marketing AG selbst gekauft.
«Das grenzt an Betrug»
Aktionär Bernhard Pfammatter fühlt sich hintergangen. «Dieses Vorgehen grenzt meines Erachtens an Betrug», findet er. Ohne Irreführung der Aktionäre wäre es nicht zum «Hammerdeal» gekommen. Zurbriggen will sich auf Nachfrage des «Tages-Anzeigers» nicht zu den Vorwürfen und der drohenden Klage äussern. (lha)