Schweizer Wirte verlangen Fantasiepreise für gewöhnliches Hahnenwasser. Gestern berichtete BLICK über einen besonders krassen Fall: Im Hotelrestaurant Krafft in Basel kostet der Liter Basler Wasser stolze 9.60 Franken. Bei weitem kein Einzelfall: In den Zürcher Muggenbühl Gaststuben sind es 9 Franken pro Liter Hahnenburger. Argumentation der Wirte: «Man zahlt nicht nur für das Produkt, sondern auch für die Dienstleistung.»
Auf kritische Fragen reagieren Restaurantbetreiber zunehmend gereizt. Ernst Bachmann von Gastro Zürich hat eine ganz eigene Meinung: «Diese Diskussion schei*** mich langsam an!» Der BLICK-Artikel schlug hohe Wellen. Die Reaktionen zeigen: Nicht nur die meisten Kunden, auch einige Wirte verstehen die Monsterpreise für Hahnenburger nicht.
Rolf Hiltl (50) ist Chef der Hiltl-Restaurants in Zürich. Er sagt: «Solche Preise sind extrem. Das ist schon Wahnsinn.» Aber: «Am Schluss entscheidet der Kunde, ob er da mitmachen will oder eben nicht.» Im Haus Hiltl ist das Wasser gratis – bereits seit über zehn Jahren. Gastronom Hiltl: «Wir haben Wasserspender direkt beim Eingang. Jeder Gast kann so viel Hahnenwasser trinken, wie er will.» Beim Vegi-Pionier war das nicht immer so: «Als wir noch Geld verlangten, gab es ständig Diskussionen. Darauf hatte ich keine Lust mehr.»
Bei der Konkurrenz kam das Gratiswasser in der Vegi-Kette nicht nur gut an: «Einige Wirte hatten Angst, dass ihre Kunden nicht mehr fürs Wasser zahlen wollen, wenn es im Restaurant nebenan gratis ist.»
Die Preise für Hahnenburger seien auch unter Wirten ein heisses Eisen. Denn: Der Konkurrenzdruck ist gross, die Margen klein. Oft ist die Berechnung von Gratiswasser ein wahres Geschäftsgeheimnis. Wirte wissen zu berichten: Es gibt sie, die «Kunden», die sich am Gratiswasser bedienen. Und dann das Restaurant, ohne einen Franken auszugeben, eiskalt wieder verlassen. Hiltl: «Das müssen wir in Kauf nehmen.»
Auch Servicepersonal meldete sich gestern bei BLICK. Kellner sind klar gegen Gratiswasser. «Immer öfter sind wir am Umsatz beteiligt», sagt einer. «Ist Wasser gratis, verdiene ich weniger.» Im Restaurant der Badeanstalt Mythenquai in Zürich, das ebenfalls von Vegi-Pionier Hiltl betrieben wird, gibt es ebenfalls kein Gratiswasser. Aber Gratisbecher. Die kann jeder selber am Brunnen füllen. Für Rolf Hiltl ist freier Zugang zu Wasser eine absolute Selbstverständlichkeit: «Luft und Wasser sollten gratis sein.»