Häuserpreise, Steuern, Ladensortiment
Das passiert, wenn Federer & Co in die Gemeinde ziehen

Sie lieben illustre Lagen und lassen sich am liebsten in Seenähe mit Bergblick nieder: Promis und Superreiche haben so manche Schweizer Gemeinde fest im Griff. Ihr Einfluss reicht vom Steueramt bis ins Denner-Regal.
Publiziert: 21.03.2019 um 23:25 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2019 um 23:25 Uhr
Fahrländer Partner haben die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten in Rapperswil SG analysiert: Grün zeigt, wo die bürgerliche Oberschicht vornehmlich in Villen und grosszügigen Einfamilienhäusern mit viel Umschwung wohnt.
Foto: Fahrländer Partner Raumentwicklung
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So sieht Federers Grundstück in Rapperswil-Jona aus.
Foto: Benjamin Soland
Christian Kolbe, Maren Meyer, Ulrich Rotzinger

Wenn ein Multimillionär wie Roger Federer (37) sich für einen Wohnort entscheidet, dann liegt der erste Gedanke auf der Hand: Der will ja nur Steuern sparen. Doch Stadtpräsident Martin Stöckling (45) winkt ab: «Mit rund 28'000 Einwohnern hat die Stadt Rapperswil-Jona SG eine Grösse, bei der es mehr braucht als nur den Zuzug eines einzelnen Steuerzahlers, um das Steuerniveau zu beeinflussen.»

Stöckling hat für Federer und alle anderen Steuerzahler eine gute Nachricht: «Die Steuereinnahmen lagen letztes Jahr über Budget, das erlaubt es uns, auf dieses Jahr die Steuern leicht zu senken.» Und da ist der Federer-Clan noch gar nicht mit eingerechnet! Schon heute ist Rapperswil-Jona die steuerlich zweitgünstigste Gemeinde im Kanton St. Gallen.

Klar ist auch, ein Päckchen mit den Steuerbehörden kann auch ein Federer nicht aushandeln. «Das St. Galler Steuergesetz bietet keine Möglichkeit zur Pauschalbesteuerung von Schweizer Bürgern!», erklärt der Stapi der Millionärshochburg am oberen Ende des Zürichsees. 

Auktionsstimmung in Schindellegi

Steuern sinken, Häuserpreise steigen: Stefan Fahrländer von der Immobilienberatungsfirma Fahrländer Partner kann sich vorstellen, dass Federers Zuzug in Rapperswil die direkt angrenzenden Immobilien preislich in die Höhe treibt. Dort, wo sich Immobilienpreise sowieso schon auf einem hohen Niveau befänden, könne der Zuzug eines beliebten Promis eine Art Auktionsstimmung auslösen. Diese treibe die Preise weiter nach oben, wie beispielsweise in Wollerau SZ oder Schindellegi SZ.

«Zudem können prominente Neuzuzüge dazu führen, dass die Nachfrage anzieht», sagt Fahrländer (49). Grundsätzlich ausschlaggebend für hohe Immobilienpreise sei aber die Lage. Zusätzlich zur Seesicht und Besonnungslage hat aber auch das Image der Gemeinde einen direkten Einfluss auf die Nachfrage nach Immobilien.

Das Image sowie die Standortfaktoren spielen eine wesentliche Rolle bei der Wahl des Wohnorts – besonders bei Prominenten, sagt auch Robert Weinert (39) von Wüest Partner. Die Nähe zum Flughafen, internationale Schulen, gute Anbindung durch ÖV und Autobahnen sowie das Steuerniveau seien in diesen Kreisen wichtig. Rapperswil ist keine Autostunde vom Flughafen Kloten entfernt, die internationale Schule gute 20 Minuten.

Bordeaux Grand Cru im Denner

«Dass die Mieten steigen oder die Nachbargrundstücke teurer werden, nur weil Roger Federer einzieht, ist aber eher unwahrscheinlich», urteilt Weinert. Die Preissteigerungen in Rapperswil-Jona oder dem benachbarten Schmerikon SG führt der Immobilien-Experte mehr auf die zunehmend bessere Anbindung durch Strassen und ÖV der letzten Jahre zurück.

Je illustrer und wohlhabender die Wohnbevölkerung, desto exklusiver passen die Detailhändler das Angebot in den Läden vor Ort an. Das heisst: mehr Premium-Produkte im Laden auf Kosten von Tiefpreislinien und mehr bediente Theken statt Selbstbedienung. «Nur Tennisbälle für Herrn Federer haben wir noch nicht», sagt Coop-Sprecher Urs Meier.

Auch Bio, Spitzenweine und -alkoholika sind gefragt, sogar bei einem Discounter, wie Denner-Sprecher Thomas Kaderli sagt. «Unser Sortiment nimmt regionale und auch sehr standortspezifische Kundenwünsche auf.»

Sei ein Standort beispielsweise sehr weinaffin, würden es auch erlesene Bordeaux Grands Crus ins Regal schaffen. «Oder wir haben einen Humidor auf der Ladenfläche für perfekt gelagerte Premiumzigarren», sagt Kaderli. «Wir können also auch in Rapperswil schnell reagieren, falls wir Bedarf bei unseren Kunden erkennen.»

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