Agnes Brühlmann (61) und Rita Zimmermann (64) sind schlecht zu sprechen auf den Sportartikelhersteller Mammut aus Seon AG. Die Chefinnen von Adventura Sports führen zwei Sportfachgeschäfte in Oberwil BL und Frenkendorf BL sowie einen Outlet in Bubendorf BL mit total 20 Angestellten.
Noch vor zwei Jahren kauften sie für eine halbe Million bei Mammut ein. Letztes Jahr waren es immer noch Waren für 250'000 Franken. Seit Mammut die Öffnungszeiten der eigenen Outlet-Filialen ausbaut und den Internet-Shop forciert, sind bei Adventura Sports die Umsätze mit Mammut-Artikeln regelrecht eingebrochen. «Der Händler bleibt bei Mammut auf der Strecke», sagt Brühlmann.
«Wir bleiben auf unseren teuer gekauften Produkten sitzen»
«Die Kunden kommen zu uns in den Laden und lassen sich beraten», klagt Zimmermann. «Dann gehen sie in den Mammut-Outlet oder bestellen die Ware online. Und wir bleiben auf unseren teuer eingekauften Produkten sitzen.» Im Juli kam es zum Bruch. «Wir sind sauer auf Mammut. Und haben uns entschieden, die Artikel nicht mehr in der Schweiz zu beziehen.»
Der Outdoor-Hersteller weist die Kritik zurück. «Die Mammut-Händlerpreise liegen in der Schweiz im Schnitt um rund zehn Prozent über denjenigen im Euro-Raum», sagt Thomas Brock, Verkaufsleiter Mammut Schweiz. Hiesige Kosten für Kundenservice, Vertrieb und Infrastruktur seien höher.
Mammut verkauft Restposten selbst
Und wie andere Markenhersteller komme auch Mammut nicht darum herum, selber Restposten zu vertreiben. «In unseren Outlets verkaufen wir ausschliesslich Waren aus der vergangenen Saison», sagt Brock. Damit stehe man nicht in direkter Konkurrenz zum Fachhandel.
Letzte Woche machte BLICK den Schnäppchen-Zoff zwischen Otto’s und Mammut publik. Und dass die Wettbewerbskommission (Weko) prüft, ob Otto’s bei den Parallelimporten aus Deutschland behindert wird.
Die Inhaberinnen von Adventura Sports kann Mammut wohl nicht mehr besänftigen. Das Geschäft mit Sportartikeln sei derzeit «nur noch ein grosser Kampf», sagen sie. Die Einkaufspreise in der Schweiz seien viel zu hoch, kritisiert Agnes Brühlmann: «Die Marge sinkt. So können wir nicht überleben.»
Als Händler in Grenznähe habe man sowieso zu kämpfen. Die Preisdifferenzen bei Sportartikeln seien gross. «Wir zahlen höhere Mieten und Löhne. Und werden von den Herstellern auch noch geschröpft.»
Kann Otto’s aushelfen?
Weil sie ihren Kunden aber dennoch Mammut-Artikel anbieten wollen, suchen Brühlmann und Zimmermann im Ausland nach anderen Einkaufskanälen. Etwa in Deutschland. Zudem nahmen sie Kontakt mit Otto’s-Chef Mark Ineichen (45) auf. Sie würden Mammut-Produkte gerne bei ihm beziehen, heisst es im Brief, der BLICK vorliegt. «Es wäre schön, wenn wir mit Otto’s ins Geschäft kommen könnten», sagt Zimmermann.
Doch der Otto’s-Chef gibt ihnen einen Korb. «Ich kann meine Bezugskanäle nicht offenlegen», sagt er zu BLICK. Er laufe sonst Gefahr, dass diese von den offiziellen Importeuren geschlossen werden. «Es ist eine Grundregel des direkten Imports, dass man so unauffällig wie nur möglich einkauft.»