17 Stunden lang hatten sie verhandelt. Jetzt ist klar: Griechenland soll ein drittes Hilfspaket bekommen. Die Geldgeber gehen davon aus, dass Athen in den nächsten drei Jahren 86 Milliarden Euro braucht, um Schulden zurückzuzahlen und die Banken wieder ins Lot zu bringen.
Und der grosse Verlierer ist Alexis Tsipras (40), auch wenn er sich erleichtert gibt. «Wir haben vermieden, dass wir finanziell erdrosselt werden», sagt der Premier. Und überspielt seine Enttäuschung diplomatisch geschickt. Die Griechen müssen nämlich einen Privatisierungsfonds einrichten. Dagegen hat sich Tsipras immer gewehrt.
Nur 12,5 Milliarden für die Griechen
Konkret: Griechenland muss dem Fonds Staatsvermögen überschreiben. Dieses wird dann verkauft. Von den erwarteten 50 Milliarden Erlös darf Griechenland aber nur 12,5 Milliarden für dringend benötigte Investitionen behalten. Den Rest muss es zur Tilgung seiner Schulden verwenden - 25 Milliarden davon für die Refinanzierung der Banken.
So kommt es, dass Tsipras genau diejenigen Filetstücke verkaufen muss, von denen er sich noch im Wahlkampf auf keinen Fall trennen wollte. Bei seinem Amtsantritt im Januar noch hatte er sein Wahlverspechen wahr gemacht - und alle Privatisierungen gestoppt. Nun muss er diese Perlen doch noch verscherbeln:
Die Häfen von Piräus und Thessaloniki:
Der Verkauf des Hafens von Piräus, dem grössten und wichtigsten Handelshafen bei Athen, war eigentlich schon beschlossene Sache. Er sollte für 320 Millionen Euro nach China gehen. Nun interessiert sich aber auch die Container-Reederei Moeller-Maersk für die Häfen Piräus und Thessaloniki. Damit nicht genug: Noch vor wenigen Wochen hatte Tsipras dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (62) Piräus schmackhaft machen wollen.
14 Regionalflughäfen
Flughäfen auf Ferieninseln wie Rhodos, Korfu, Mykonos und Santorini sollen verkauft werden. Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport möchte sie für 1,2 Milliarden Euro kaufen. Die Airports fertigten im Jahr 2013 fast 20 Millionen Passagiere ab. Im Januar stoppte Tsipras den Deal. Wetten, dass er nun wieder auf die Deutschen zugeht?
Unbewohnte Trauminseln
Schon 2010 hat der Staat eine unbewohnte Insel verkauft, um zu Geld zu kommen - im Geheimen. Derzeit stehen 20 Inseln zum Verkauf. Allerdings von privaten Besitzern. Sie sind aber äusserst begehrt. Eine 25-jährige Russin hatte sich die Insel Skorpios für 150 Millionen Franken gekauft. Der Emir von Katar kurz darauf deren sechs Stück. Gut möglich, dass Athen nun weitere griechische Inseln verkauft, um zu Geld zu kommen.
Zudem sollen die staatliche Eisenbahn privatisiert werden. Die Russen stehen da in der Pole-Position. Beim griechischen Telekomkonzern OTE steht die Deutsche Telekom parat. Sie würde ihren Anteil von heute 40 Prozent nur zu gerne aufstocken.