Guter Lohn, schneller Aufstieg
Schmutzige Hände zahlen sich aus

Die meisten Jugendlichen drängen in die KV-Lehre. Der Industrie und dem Bau fehlen gute Lehrlinge. Dabei hätten sie dort schnell Aufstiegschancen.
Publiziert: 28.04.2017 um 00:42 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:21 Uhr
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Auf der Lehrstellenplattform Yousty war vergangenes Jahr kein handwerklicher Beruf unter den zehn meistgesuchten Lehrstellen. Dabei zahlen sich schmutzige Hände aus, wie eine Auswertung zeigt.
Foto: Blick
Bastian Heiniger

Für Tausende Jugendliche bricht eine entscheidende Lebensphase an: Entweder bereiten sie sich auf den Beginn ihrer Lehre im August vor, oder sie suchen nach den letzten offenen Lehrstellen. 

Betriebe ringen um gute Schüler. Und in manchen Branchen um Lehrabgänger. «Bei Zimmermännern, Elektrikern und Heizungsmonteuren etwa stehen Personalvermittler Schlange, wenn die Lehrlinge aus der RS kommen», sagt Susanna Häberlin (53) von der Aargauer Berufsberatungsstelle ASK zu BLICK. 

Anders bei der beliebtesten Lehre, dem KV. Wer die Basisausbildung ohne Berufsmatur absolviere, habe es heute schwer, eine Stelle zu finden, sagt Häberlin. «Es gibt immer weniger Jobs, in denen die Grundkenntnisse ausreichen.»

Junge wollen einen Bürojob

Dennoch: Jugendliche drängen in Büro- und Dienstleistungsjobs – Berufe, in denen man sich die Hände nicht schmutzig macht. Auf der Lehrstellenplattform Yousty war vergangenes Jahr kein handwerklicher Beruf unter den zehn meistgesuchten Lehrstellen, wie eine Auswertung zeigt. An der Spitze stehen KV, Detailhandel, Informatik und Gesundheitsberufe.

Ein ähnliches Bild zeichnen die jüngsten Zahlen des Bundesamts für Statistik aus dem Jahr 2015. Einsam an der Spitze steht das KV mit 14'250 abgeschlossenen Lehrverträgen, gefolgt von der Detailhandelslehre (5077) und den Fachleuten Gesundheit (4147) sowie Betreuung (3170). Eine Lehre als Polymechaniker starteten nur 1568 Jugendliche. Maurer, der beliebteste Bauberuf, wollten nur 1028 werden.

Bau und Industrie gehen Lehrlinge aus

In den klassisch produktiven Berufen gibt es immer weniger Lehrlinge. Der Baumeisterverband (SBV) schlägt nun Alarm: In den letzten beiden Jahren sank in der Baubranche die Anzahl Lehrlinge um 25 Prozent. «Das ist ein markanter Rückgang, der auch durch die strengere Selektion begründet ist», sagt Riccardo Mero (49), Leiter Grundbildung beim SBV, auf Anfrage. Die Branche hätte gerne mehr und bessere Lehrlinge. «Denn auf dem Bau wird es immer anspruchsvoller.» Technische Hilfsmittel kommen öfter zum Einsatz, reine Routinearbeit gibt es kaum noch. 

Einen Rückgang an Lehrlingen muss auch die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie verkraften. «Industrielle Unternehmen haben oft Mühe, ihre Lehrstellen zu besetzen», sagt Ivo Zimmermann (52) vom Verband Swissmem. 2015 konnten vier Prozent der Stellen nicht besetzt werden. Dabei haben Lehrlinge beste Berufsaussichten. «Gut ausgebildete Personen werden nach der Lehre problemlos einen Job finden», sagt er. 

Und sie können schnell aufsteigen. Besonders jene auf dem Bau, wie die drei Beispiele zeigen. Dort winken nicht nur in der Lehre gute Löhne (siehe Tabelle), sondern auch danach. So verdient etwa ein ausgelernter Maurer 5500 Franken. Mit einer Weiterbildung zum Bauführer kann schon ein junger Berufsmann zwischen 7000 und 9000 Franken verdienen. Dann macht er sich auch die Hände nicht mehr schmutzig.

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