Noch im Sommer erwarteten Konjunkturexperten für die Schweizer Wirtschaft auf Ende Jahr einen Nachfrageeinbruch und steigende Arbeitslosenzahlen. Die letzten Wochen fielen die Prognosen aber weniger negativ aus. Jetzt gibt auch das Arbeitsmarktbarometer von Manpower Anlass zu Optimismus für wichtige Branchen.
«Es ist erfreulich, dass die Schweizer Arbeitgeber vor dem Hintergrund der Vollbeschäftigung Neueinstellungen planen», teilte Leif Agnéus, Generalmanager von Manpower Schweiz heute mit. Sechs von zehn untersuchten Sektoren verzeichneten positive Beschäftigungsaussichten für den Zeitraum von Oktober bis Dezember 2019.
Deutliche Beschäftigungszunahme erwartet
Am zuversichtlichsten sind die Arbeitgeber der verarbeitenden Industrie. Für diese Branche stieg das Barometer im Jahresvergleich um hohe 15 Prozent. Die Zahl ergibt sich aus der Anzahl Arbeitgeber, die mit einer Beschäftigungszunahme rechnen und solchen, die eine Abnahme erwarten.
Auch die Arbeitgeber des Sektors Energie- und Wasserversorgung rechnen mit deutlich mehr Neueinstellungen bis Ende Jahr als im Vergleich zum Vorquartal sowie zum Vorjahresquartal, wie das Barometer zeigt.
Der Manpower-Generalmanager hebt hervor, dass die Manpower-Resultate sich nicht mit den Prognosen der Ökonomen deckten. Die Ökonomen gingen insbesondere für die verarbeitende Industrie wegen des starken Frankens und der allgemeinen Verlangsamung der weltweiten Volkswirtschaften von einer rückläufigen Beschäftigungsentwicklung aus.
So optimistisch wie zuletzt vor Finanzkrise
«Gemäss unseren Ergebnissen sind die Arbeitgeber in diesem Sektor jedoch so optimistisch wie zuletzt im Jahr 2008, bevor sich die Auswirkungen der weltweiten Krise am Schweizer Markt bemerkbar machten», betont Leif Agnéus.
Nicht vom Optimismus erfasst wurde das Baugewerbe, wie Manpower weiter mitteilt. Die Arbeitgeber der Branche sind laut Barometer mit minus 13 Prozent am pessimistischsten hinsichtlich der Einstellungsdynamik bis zum Jahresende 2019. Auch im Gastgewerbe sei der Optimismus verflogen.
Argumente für Lohneröhungen
Nach dem Rückgang der Reallöhne in den letzten zwei Jahre pochen die Schweizer Gewerkschaften dieses Jahr auf deutliche generelle Lohnerhöhungen. Die Verbände des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) setzten sich in der Lohnrunde 2019/2020 für generelle Lohnerhöhungen von zwei Prozent ein.
Der Spielraum dafür sei vorhanden, die Konjunktur laufe besser als dargestellt. Kürzlich zeigte sich auch der Leiter Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), Boris Zürcher, zuversichtlich. «Der Schweizer Arbeitsmarkt zeigt insgesamt noch keine Bremsspuren», resümiert Zürcher. Die Arbeitslosenquote dürfte bis Jahresende tief bleiben.
Die Aussichten für Lohnerhöhungen sind zumindest in der Industrie-Branche und der Energie- und Wasserversorgung intakt.