USA-Reisende dürfen sich freuen, da der grosse Franken-Einbruch mit dem Credit-Suisse-Debakel ausgeblieben ist. Zu schwer wogen in den letzten Wochen die Konjunktursorgen in den USA rund um die dortige Bankenkrise. Vor diesem Hintergrund hat die amerikanische Leitwährung gegenüber dem Franken seit Jahresbeginn 4,6 Prozent an Wert verloren und ist auf den tiefsten Stand seit 21 Monaten gesunken. Aktuell steht der Greenback zum Schweizer Franken bei 0,8934 Rappen.
Ein Hauptgrund für die aktuelle Dollar-Schwäche sieht Thomas Gitzel, Chefökonom bei VP Bank zudem im Umstand, dass die amerikanische Notenbank Fed praktisch am Zinspeak angekommen ist.
Dollarschwäche bereits im Kurs enthalten
«Als Nächstes stehen vermutlich Zinssenkungen an, auch wenn ich damit in diesem Jahr nicht rechne», so Gitzel und fügt an, dass gerade der Ausblick auf mittelfristige Zinssenkungen den Dollar schwächen. «Wir sehen es bereits. Der Franken wird deshalb gegenüber dem Dollar im Bereich zwischen 0,88 und 0,92 zum Jahresende notieren.»
Für Alexander Koch von der Raiffeisen hat der Dollar einen Grossteil der Kursbewegung nach unten schon hinter sich. «Da der Kurs bereits stark zurückgekommen ist, erwarten wir mittelfristig eine Seitwärtsbewegung des Währungspaares und prognostizieren auf Zwölf-Monats-Frist einen Kurs von 0,90 Rappen pro Dollar.»
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Ähnlich argumentieren die Strategen der ING Bank, welche aber einen kurzfristig weiter schwachen Dollar erwarten. Die Fed dürfte nach einer weiteren Zinserhöhung um 0,25 Prozent im Mai den Pause-Knopf drücken. Entsprechend sei mit keiner nachhaltigen Dollar-Erholung zu rechnen.
Mittelfristig bleiben die ING-Währungsstrategen auch vorsichtig, weil ein möglicher Zahlungsausfall der USA nicht vom Tisch ist. Im Fokus steht das Datum «X», an welchem ein möglicher Zahlungsausfall eintreten könnte – sofern die US-Regierung zusammen mit dem Kongress und Repräsentantenhaus keine Lösung bei der Budgetobergrenze findet.
ING erwartet das Datum «X» zwischen Mitte Juli bis Mitte August und hält dazu fest, dass die Zinsen um dieses Datum auffällig höher stehen. «Dies könnte den Dollar in den kommenden Monaten belasten».
Für USA-Reisende würde das erwähnte Szenario über den Frühling hinaus günstigere USA-Ferien ermöglichen. Allerdings muss dies nicht in Stein gemeisselt sein. Ein mögliches, kurzfristiges Comeback trauen dem Dollar zumindest die Hedgefonds-Manager an der Wall Street zu. Nachdem diese zu Jahresbeginn mit Leerverkäufen des Greenbacks auf sinkende Kurse gesetzt hatten, hat sich das Blatt gemäss Bloomberg zu Beginn des zweiten Quartals gewendet. Spekulativ wurden die Short-Positionen abgebaut und jüngst resultierte bei den Long-Positionen ein Plus. Das heisst, die Hedgefonds setzen wieder auf steigende Dollarkurse.
Tiefer Euro für Ferienreisende?
Gegenüber dem Euro hat sich der Franken seit Jahresbeginn in einer engen Bandbreite hin und her bewegt. Mitte Januar wurde eine Jahreshoch von 1,0132 Franken erreicht, ehe der Euro im Sog der US-Bankenkrise Mitte März auf 0,9702 Franken absackte und der Franken somit seinem Ruf als sicherer Hafen kurzfristig gerecht wurde.
Mit der zwei Wochen später ausbrechenden Credit-Suisse-Krise konnte der Euro dann wieder auf 1,0010 Franken zulegen, ehe die europäische Leitwährung in den letzten drei Wochen wieder den Rückwärtsgang in Richtung Jahrestief einlegte.
Derzeit steht die Währung der Eurozone bei 0,9814 Rappen. Bullen und Bären scheinen sich im Moment nun wieder die Waage zu halten. Gitzel erwartet für den Rest des Jahres, dass sich der Frankenkurs nicht vom Eurokurs abkoppeln wird. «Sollte sich der Euro gegenüber dem Dollar noch stärker entwickeln, so sehen wir den Franken zum Euro über der Parität im Bereich von 1,02 zum Jahresende.»
Weniger optimistisch ist Alexander Koch von der Raiffeisen und sieht gute Chancen, dass der Franken bis zum Jahresende vor allem gegenüber dem Euro etwas stärker wird. Der Raiffeisen-Ökonom sieht den Euro zum Franken in zwölf Monaten bei 0,95 Rappen notieren. Er begründet dies damit, dass sich der Zinsabstand zwischen Franken und Euro nicht mehr viel weiter ausweiten wird und gleichzeitig die Inflation in der Schweiz unverändert deutlich niedriger bleibt.