Abnicken, kassieren und beim ersten Lüftchen davonrennen: So lässt sich zusammenfassen, wie sich die Verwaltungsräte der Raiffeisenbank vor und während der Affäre Vincenz verhalten haben.
Das positive Gegenbeispiel liefern die Verwaltungsräte von Sika. An einem Freitagabend im Dezember 2014 unterbreitete ihnen die Familie Burkard, sie gedenke, ihre Kontrollmehrheit an den französischen Konkurrenten Saint-Gobain zu verkaufen.
Über die Zukunft des enorm erfolgreichen Bauchemiekonzerns wäre künftig in Paris entschieden worden. Für einen Spottpreis hätten sich die Franzosen eine Perle der Schweizer Wirtschaft einverleibt.
Für die Verwaltungsräte wäre es einfach gewesen, dem Deal zuzustimmen. Sie wären sicherlich reich belohnt worden.
Doch Paul Hälg, Monika Ribar, Daniel Sauter und weitere Verwaltungsräte entschieden sich anders. Sie folgten nicht dem Ruf des Geldes, sondern ihrem Gewissen. Die Interessen von Firma, Mitarbeitern und Publikumsaktionären zu schützen, war ihnen wichtiger. Ohne Rücksicht auf Verluste stürzten sie sich in einen Zermürbungskrieg mit den Burkards und ihrer Armada aus Anwälten und PR-Beratern.
Hälg, Ribar und Sauter riskierten viel. Die Besitzerfamilie strich ihnen den Lohn, drohte mit finanzieller Vernichtung und diffamierte sie, wo es nur ging.
Doch die unabhängigen Verwaltungsräte liessen sich nicht unterkriegen. Die Geschichte gibt ihnen recht. Vor dem Zuger Kantonsgericht haben sie bereits im Oktober 2016 gewonnen. Jetzt ist die Gegenseite definitiv eingeknickt. Der Deal ist zwar teuer, er sichert Sika aber eine Zukunft in Selbständigkeit.