Es weht ein rauer Wind in der Migros-Zentrale am Limmatplatz in Zürich. Der neue Chef Fabrice Zumbrunnen (48) hat dem Grossverteiler einen Sparkurs verordnet. Ein halbes Jahr nach Antritt kündigte er Ende Juni den Abbau von 290 Jobs an. Doch das war erst der Anfang.
Jetzt kommt es in der Geschäftsleitung zu Anpassungen: Walter Huber (61), Chef der Migros-Industrie (Umsatz: 6,5 Milliarden Franken), und Hansueli Siber (52), Marketing-Chef, treten aus der Generaldirektion zurück. Das teilte die Migros heute mit.
«Beide stehen dem Migros Genossenschaftsbund bis zur geregelten Nachfolge für eine reibungslose Stabsübergabe zur Verfügung», so der Konzern.
Interessant: Anfang Oktober kam aus, dass Roman Reichelt (36), Leiter Marketing-Kommunikation, den orangen Riesen verlässt und zur Grossbank Credit Suisse wechselt.
Beide Abgänge kündigten sich an
Was Industriekapitän Huber angeht, so waren seine Tage schon länger gezählt. Laut «Bilanz» galt er als Wackelkandidat: «Seit einiger Zeit kommen seine Schoggi-, Kaffee-, Bäckerei-, Fleisch- und Kosmetikbetriebe nicht mehr richtig vom Fleck», schreibt das Wirtschaftsmagazin. Darauf angesprochen sagte die Migros, dass Huber mit Vollendung des 64. Altersjahres ordentlich pensioniert würde.
Dass es im Migros-Marketing mit seinen 1400 Mitarbeitenden zu kräftigen Anpassungen kommen kann, schrieb BLICK bereits im Sommer. Dieses steht in der Kritik der regionalen Genossenschaften.
Klar ist: Hier geht es um massiv mehr Kosteneinsparungen als die in Medienberichten herumgereichten 30 Millionen Franken. Jetzt ist klar, warum sich der sonst immer anwesende Marketing-Chef Siber im März vor der Migros-Bilanzmedienkonferenz drückte.
Künftig will sich Siber auf «ausgewählte Verwaltungsratsmandate» konzentrieren. «Auch werde ich mich bei Start-ups engagieren», sagt Siber.
Früher als geplant, bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 2019, wird Migros-Präsident Andrea Broggini (61). Im Mai hatte er angekündigt, im Sommer 2020 nicht mehr zu kandidieren.
Kulturförderung wird umgebaut
Nicht nur im Marketing, sondern auch bei der Kulturförderung dreht Chef Zumbrunnen jeden Stein um. Künftig will der Migros-Genossenschafts-Bund diese noch stärker auf eigene Projekte fokussieren.
Als Folge würden bestehende Projekte entweder weiterentwickelt, verändert oder beendet. «Dies hat auch personelle Konsequenzen», sagt Migros-Sprecher Luzi Weber zu BLICK. Die Summe, die durch das Kulturprozent ausgerichtet wird, bleibe jedoch gleich.