Muji-Eröffnungen sind Chefsache. Auch im Einkaufszentrum Glatt in Wallisellen ZH, wo Präsident Satoru Matsuzaki (65) heute Freitag höchstpersönlich den ersten Schweizer Ableger der japanischen Kultkette eröffnete. Dabei waren auch der Europa- und der Schweiz-Chef.
Dieses Mal ist Muji gekommen, um auch zu bleiben. Nicht so bei der ersten Eröffnung eines Pop-up-Stores am gleichen Ort. Dieser bot vom April bis Juni einen Vorgeschmack auf die typisch schlichten Produkte aus dem fernen Asien. Das Sortiment war aber stark eingeschränkt. Das enttäuschte viele Fans, die Muji aus Deutschland, Frankreich oder Grossbritannien bestens kennen.
EU hatte Vorrang
Nun gibts mehr Platz und mehr Produkte. Auf fast 1000 Quadratmetern hat sich Muji eingemietet. Das Gesamtsortiment umfasst 7000 Artikel, im Glatt gibts immerhin 4500 davon zu kaufen. Wer den Laden betritt, soll ein bisschen Japan schnuppern können, erklärt einer der zahlreichen, extra angereisten Muji-Repräsentanten.
Warum dauerte es so lange, bis Muji zum Schweiz-Start bereit war? Der Muji-Präsident winkt lächelnd ab: «Aus unserer Sicht sind wir nicht spät, sondern gerade rechtzeitig.» Zuerst hätten sie sich auf die EU konzentriert. Wegen der gemeinsamen Währung sei das logisch gewesen.
Bald 1000 Geschäfte weltweit
Umso glücklicher ist Matsuzaki, jetzt im Glatt zu sein. «Die Erfahrungen vom Pop-up waren positiv. Für uns sind Familien wichtig, und die kommen hierher», sagt der Präsident. In Zukunft will Muji auch an zentraleren Lagen vertreten sind, auch in Zürich. «In all unseren Ländern ist es unser Ziel, mit mindestens drei Geschäften vertreten zu sein. Das möchten wir auch in der Schweiz.»
Expansionen geht Mister Muji mit viel Selbstvertrauen an. «Wir glauben, jedes Land ist ein Muji-Land. Deshalb brauchen wir auch keine Marktforschung. Wir wissen einfach, dass unsere Produkte überall ankommen, weil sie fürs tägliche Leben gedacht sind.» Bald sind es 1000 Geschäfte weltweit. Weniger Optimismus wecken die letzten Zahlen. Im April musste Muji erstmals seit acht Jahren einen rückläufigen Gewinn vermelden. An der Börse geht es seit Monaten mehrheitlich abwärts.
Kein Logo nirgends
Von Problemen ist im Glatt nichts zu spüren. Die ganze Sortimentsbreite sei hier vertreten, versichert der Präsident. «Wir erwarten, dass wir in Zürich 54 Prozent der Verkäufe mit Haushaltswaren machen werden.» Dazu gehören auch Möbel, Schminkzubehör und die weltweit beliebten Aroma-Diffusoren. Die zweite wichtige Kategorie sind Kleider. Etwas klein fällt im Glattzentrum dagegen der Bereich Esswaren aus.
Egal ob Bett, Socken oder Wattestäbchen, Logos sind bei den Produkten des 1980 gegründeten Unternehmens seit jeher Fehlanzeige. Der Name steht für Mujirushi Ryohin, übersetzt «Keine Marke, gute Produkte». Der Slogan schaffts gar auf die Visitenkarte des Präsidenten.
Schon Hotels und Cafés
Seit vier Jahren steht der 65-Jährige an der Spitze von Muji und dem Mutterkonzern Ryohin Keikaku. Matsuzaki war bereits für den ehemaligen Muji-Besitzer Seiyu tätig. Unter seiner Leitung hat sich das Unternehmen stark gewandelt. Inzwischen betreibt Muji spezielle Flughafen-Läden, Supermärkte, Cafés und sogar Hotels.
Bald auch in der Schweiz, fragt BLICK. Nicht morgen und auch nicht übermorgen. «Zurzeit expandieren wir mit den Cafés in Asien», erklärt der Japaner seine Strategie. Denkbar, dass diese irgendwann auch den Sprung nach Europa schaffen. Den 600 Kunden, die am Freitagmorgen teils fast zwei Stunden vor dem neuen Muji anstehen, sind diese fernen Zukunftspläne egal. Sie freuen sich erst einmal auf ihren ersten Einkauf.