Grossbritannien zapft eine neue Geldquelle an: Zucker. Finanzminister George Osborne (44) will Getränke mit einem Zuckergehalt von über fünf Gramm pro 100 Milliliter mit einer Steuer verteuern.
In einem Deziliter Coca-Cola etwa sind 10,6 Gramm Zucker enthalten.
Schweizer essen 30 Würfelzucker am Tag
Verschiedene skandinavische Länder, Frankreich, Belgien und Mexiko kennen eine solche Steuer schon. Doch besonders süss mögen es eigentlich die Schweizer.
Laut Ernährungsbericht 2012 konsumiert jeder täglich 120 Gramm Zucker. Das entspricht 30 Würfelzuckern. Das toppen nur noch die Amerikaner und Kanadier.
Doch SP-Nationalrätin (AG) Yvonne Feri steht einer hiesigen Zuckersteuer skeptisch gegenüber: «Ob eine Steuer Sinn macht, müsste man noch einmal detailliert überprüfen, nachdem die Erfahrungen Grossbritanniens damit deutlich geworden sind.»
Feri setzt eher auf Prävention. «Der Bund sollte mit einer Kampagne über die Folgen des Zuckerkonsums aufklären und die Bevölkerung zu mehr Bewegung animieren.»
Übergewicht kostet jährlich 8 Milliarden Franken
Als Folge von übermässigem Zuckerkonsum wird oft Übergewicht genannt, in der Schweiz ebenfalls ein Problem. Laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) war 2012 jedes fünfte Kind übergewichtig. Fünf Prozent litten gar an Adipositas (Fettleibigkeit).
Das kostet die Gesellschaft viel Geld. Laut BAG haben sich die Folgekosten der übergewichtigen Menschen in der Schweiz von 2002 bis 2012 verdreifacht. Von 2,6 auf fast 8 Milliarden Franken pro Jahr.
Freiwilligkeit vor Steuer
Trotzdem setzt der Bundesrat weiterhin auf Freiwilligkeit. Vergangenen Sommer haben sich grosse Lebensmittelhersteller freiwillig dazu verpflichtet, den Zuckergehalt in Lebensmitteln zu prüfen und zusammen mit dem BAG einen Plan zu dessen Senkung zu erarbeiten.
Der Verbands Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten (SMS), wehrt sich deshalb gegen eine Zuckersteuer in der Schweiz. Generalsekretär Marcel Kreber sagt, zu Übergewicht komme es vor allem wegen unausgewogener Ernährung und zu geringer körperlicher Betätigung.
Mehrheit der Kalorien nicht aus Erfrischungsgetränken
Der schwarze Peter gehöre nicht den Erfrischungsgetränken zugeschoben: «Erfrischungsgetränke machen in Europa weniger als drei Prozent der durchschnittlichen täglichen Kalorienzufuhr aus», sagt er.
Dass eine Steuer Wirkung zeigen könnte, sieht man am Beispiel Mexiko. Forscher haben herausgefunden, dass die Preiserhöhungen tatsächlich dazu geführt haben, dass weniger Süssgetränke konsumiert wurden.
Eine Besteuerung von gezuckerten Getränken sei dennoch unfair, sagt Kreber. Solche Vorstösse würden «vor allem auch einkommensschwächere Haushalte belasten, ohne die öffentliche Gesundheit zu verbessern».