Bis zu 488 Meter hoch und 120 Kilometer lang: Saudi-Arabien plant ein Bauwerk, das im 21. Jahrhundert nicht weniger ehrgeizig scheint als der Bau der ägyptischen Pyramiden. Das Spiegelgebäude soll die grösste, je von Menschen erbaute Struktur werden: Ein gläserner Wolkenkratzer, der sich wie eine gigantische Schlange durch den trockenen Nordwesten des Königreichs schlängelt.
Dereinst sollen bis zu fünf Millionen Menschen in dem monumentalen Gebäudekomplex leben, der aus dem All weit deutlicher zu sehen sein dürfte als die Chinesische Mauer. Das Bauwerk wird sich über Küsten-, Gebirgs- und Wüstengelände winden. Dies geht aus vertraulichen Planungsunterlagen hervor, die dem «Wall Street Journal» vorliegen.
Idee von Kronprinz Mohammed bin Salman
Offenbar will der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman (26) mit dem Bauwerk sich und seinem Land ein Denkmal für die Ewigkeit setzen. Das Projekt ist sein Kind. Petro-Dollars fliessen wieder reichlich, Saudi-Arabien schwimmt in Geld. Der Erdölkonzern Saudi Aramco hat den US-Techkonzern Apple als das reichste Unternehmen der Welt abgelöst.
Unter den verspiegelten zwei Gebäuden, die parallel zueinander verlaufen, soll ein Hochgeschwindigkeitszug verkehren. Integrierte vertikale Landwirtschaft soll die Ernährung der Bewohner sicherstellen. Auch ein Yachthafen soll nicht fehlen und ein Sportstadion, das 300 Meter über dem Wüstenboden schwebt.
Kosten soll das «Mirror Lane» – Spiegelstrasse – genannte Projekt rund eine Billion Dollar. Das Riesenbauwerk ist Teil von Neom, einer CO₂-neutralen intelligenten Stadt. Das aus dem Nichts hochgezogene Projekt soll grösser als die Hälfte der Schweiz werden. Neom, ebenfalls eine Idee des Kronprinzen, soll die Wirtschaft des Königreichs diversifizieren und weniger von Öl abhängig machen. (kes)