Der griechische Premierminister Alexis Tsipras hat heute den Antrag auf ein neues Hilfsprogramm für Griechenland eingereicht. Der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) hat den Eingang des Antrags bestätigt.
Die Staats- und Regierungschefs aller 28 EU-Staaten werden am Sonntag über den Antrag beraten. Bis Freitagmorgen muss Athen zudem konkrete Reformvorschläge unterbreiten.
Zwei viel diskutierte Szenarien:
Szenario Grexit
Das griechische Volk sagte vergangenen Sonntag in einem Referendum «Nein» zu den letzten Reformforderungen. Daher wird Athen kaum dieselben Vorschläge vorlegen, welche das Volk verworfen hat.
Bringt Tsipras keine akzeptablen Vorschläge an den EU-Gipfel mit, könnte der Geduldsfaden der Teilnehmer reissen. Sie würden ein Hilfspaket verweigern und der Europäischen Zentralbank (EZB) so zu verstehen geben, keine weiteren Notkredite mehr zu gewähren.
Die griechischen Banken gingen Bankrott und Griechenland müsste wohl oder übel aus der Eurozone austreten. Für die Bezahlung von Renten und Löhnen könnte die Regierung dann eine Parallelwährung in Form von Schuldscheinen bilden.
Ob ein Austritt nur aus dem Euroraum überhaupt möglich wäre, ist zweifelhaft. Der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling sagte etwa, vertraglich sei wenn schon nur ein Austritt aus der EU möglich.
Szenario Grimbo
Im Gegensatz zum Grexit bleibt Griechenland vorläufig in der Eurozone. Das Wort ist eine Zusammensetzung aus «Greek Limbo». Der Limbo ist ein Zustand zwischen Himmel und Hölle.
Einige sagen, die Griechen befänden sich bereits in dieser Phase, da definitive Entscheidungen immer wieder hinausgezögert wurden.
Der Grimbo wird zementiert, wenn sich die Regierungs- und Staatschefs der EU-Länder nicht zu einem definitiven «Nein» zu Griechenland durchringen können und weitere Verhandlungen bevorzugen.
Immerhin hätten die Gläubiger keine Freude am verloren gegangenen Geld der Griechen.
Theoretisch kann die EZB noch bis zum 20. Juli Notkredite für die Griechen rechtfertigen. An diesem Datum erst wird die Rückzahlung von 3,5 Milliarden Euro an die EZB fällig.
Doch spätestens nach dieser Frist wäre die EZB gezwungen, die Notkredite einzustellen. Griechenland müsste eine Parallelwährung, wie im Falle eines Grexits einführen.
Das könnte möglicherweise ein paar Monate funktionieren, doch früher oder später wäre Athen auf Nothilfe der EU angewiesen. Das wäre dann der späteste Zeitpunkt, um Verhandlungen über ein neues Rettungspaket wieder aufzunehmen.
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