Das letzte Hilfsprogramm für Griechenland ist abgelaufen. Dennoch stimmen die Griechen am Sonntag über Reformforderungen von den sogenannten Institutionen ab.
Gemeint sind die Europäische Zentralbank (EZB), die EU-Kommission und der Internationale Währungsfonds (IWF).
Die Regierung um Premierminister Alexis Tsipras weibelt für ein Nein. Denn es geht unter anderem um die Erhöhung des Rentenalters auf 67, die Reform der Mehrwertsteuer und Privatisierungen. Für Tsipras alles Tabus.
Bei Ja stehen lange Neuverhandlungen bevor
Nach einem Ja müssten die Gelgeber mit Griechenland um ein neues Hilfsprogramm verhandeln. Dauer und Höhe der Hilfe müssten neu definiert werden.
Bei den Reformen, welche Griechenland umsetzen müsste, würde man sich wohl am aktuellen Vorschlag der Gläubiger orientieren. Denn darum geht es in der Abstimmung vom Sonntag.
Doch mit wem sollen die Geldgeber verhandeln? Bei einem Ja würde die Regierung um Premierminister Alexis Tsipras wohl zurücktreten. Die Bildung einer neuen Regierung dauert lange, weshalb die Verhandlungen lange keinen Abschluss finden würden.
Ein Nein wäre für Griechenland problematischer
Sollte es zu einem Nein kommen, wird es für Griechenland jedoch noch schwieriger. Entgegen den Aussagen von Finanzminister Yanis Varoufakis werden sich die Institutionen nach einem negativen Ergebnis kaum auf neue Verhandlungen einlassen.
Die EZB würde ihre Bedingungen für Notkredite wohl verschärfen oder sie ganz aussetzen. Griechenland könnte seine Schulden nicht mehr zurückzahlen und die Euros gingen dem Land aus.
Damit hätte Griechenland ein Problem beim Bezahlen von Renten und Löhnen. Um dies gewährleisten zu können, müsste das Land dann eine neue, eigene Währung schaffen.
Vorhersage schwierig
Die griechische Zeitung «Ethnos» hat heute Ergebnisse einer Umfrage über die Stimmabsichten der Griechen publiziert. Demnach wollen 44,8 Prozent die Forderungen des IWF, der EZB und der EU-Kommission akzeptieren.
43,4 Prozent wollen Nein stimmen und 11,8 Prozent sind unentschlossen. Das Ergebnis könnte also in die eine oder andere Richtung kippen.
74 Prozent wollen in Eurozone bleiben
Viel deutlicher äusserten sich die Befragten zum Verbleib in der Eurozone. Gemäss Umfrage wollen nämlich nach wie vor 74 Prozent den Euro nicht aufgeben.
Die Zeitung «Ethnos» steht der oppositionellen Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (Pasok) nahe, die dafür wirbt, bei dem Volksentscheid am Sonntag mit Ja zu stimmen. Deshalb sind die Zahlen mit Vorsicht zu geniessen.
Hier geht es zum laufend aktualisierten Ticker über die Entwicklungen in Griechenland. (ogo)