Griechen-Finanzminister Varoufakis behauptet
«Wir wollen kein weiteres Geld mehr»

Griechenland und seine Geldgeber streiten sich seit Wochen. Nun sagt der griechische Frinanzminister, dass er gar nicht um weitere Gelder geht. Sondern um ganz andere Dinge.
Publiziert: 15.06.2015 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:23 Uhr
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Der Finanzminister kam am Wochende bei den Verhandlungen im Mini. Chauffiert wurde er von seiner Frau Danae, diese holte ihn auch wieder ab.
Foto: Corbis

Auch am Sonntag brachten die Verhandlungen zwischen Griechenland und seinen Geldgebern nichts Neues. Nun erklärt der griechische Finanzminister in Interview mit der «Bild» erstmals, was die Griechen konkret wollen und was nicht.

Das Land brauche eine Umschuldung. «Nur so können wir die Rückzahlung von so viel Schulden wie möglich garantieren und auch leisten.» Greichenland brauche aber auch eine Streckung der Laufzeiten und die Schuldenraten müssten an die Wirtschaftsleistung des Landes gekoppelt werden.

Und wenn die Geldgeber einen Schuldenschnitt anbieten und den Griechen die Schulden erlassen?  Dann würde Varoufakis sofort einschlagen und Ja sagen. «Wir wollen ja auch kein weiteres Geld. Deutschland und der Rest der Eurozone haben uns schon zu viel Geld gegeben», so Varoufakis. «Wir wollen keinen Cent für Löhne und Renten und Schuldentilgung.»

Einen Austritt aus der Eurozone, den Grexit, will Varoufakis aber verhindern. «Ich schliesse den Grexit als sinnvolle Lösung aus. Aber alles ausschliessen kann niemand, auch ich kann nicht ausschliessen, dass ein Komet die Erde trifft.»

Trotz der festgefahrenen Gespräche könne es eine schnelle Einigung geben, sagte Varoufakis gegenüber «Bild»: «Eine Einigung könnte in einer Nacht erreicht werden. Aber: Die Kanzlerin muss dabei sein.»

Für den griechischen Finanzminister ist auch klar: Das seinem Land von den Gläubigern auferlegte Sparprogramm ist gescheitert. «Es führt kein Weg daran vorbei: Wir müssen ganz von vorn anfangen, Tabula rasa machen.»

Zugleich räumte er massive Probleme in der staatlichen Finanzverwaltung ein, etwa bei der Mehrwertsteuer: «Wissen Sie, was unser wirkliches Problem mit der Mehrwertsteuer ist? Wir sind nicht in der Lage, sie zu kassieren», erklärte Varoufakis weiter.

Er warnt auch davor, wie von den Gläubigern gefordert, die Mehrwertsteuer für «wichtige Lebensbereiche» auf 23 Prozent zu erhöhen: «Dann kommt noch weniger in die Kassen. Klingt verrückt, aber es ist so: Je höher diese Steuern, je weniger zahlen die Leute, sie fühlen sich dann berechtigt, nicht mehr zu zahlen.» (rsn)

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