Griechen-Chaos geht weiter
Was, wenn die Griechen den Sparkurs stoppen?

Dass Griechenland aus dem Euro kippt, ist heute Teil vorausschauender Planung. Und wer dort Ferien machen will, sollte besser nicht selber buchen.
Publiziert: 14.05.2012 um 15:30 Uhr
|
Aktualisiert: 14.10.2018 um 18:11 Uhr
Von Matthias Pfander

Am Montagabend wurde in Athen nochmals um eine neue Regierung gerungen. Staatspräsident Karolos Papou­lias hatte zu Koalitionsgesprächen geladen. Doch nach nur einer Stunde war das Treffen vorbei. 

Angesichts der politischen Blockade in Griechenland hat Präsident Karolos Papoulias die Bildung einer Regierung aus Experten vorgeschlagen. Sie solle von möglichst vielen der im Parlament vertretenen Parteien unterstützt werden.

Diese sagte Sozialistenführer Evangelos Venizelos. Er selbst befürworte diese Lösung, sagte Venizelos.

Sollte die Regierungsbildung scheitern, müssten in Griechenland spätestens am 17. Juni Neuwahlen stattfinden.

Die Unsicherheit rund um Griechenland und den Euro haben heute die Börsen auf Talfahrt geschickt. Am stärksten ­kamen Bankaktien unter Druck. Und der Euro fiel gegenüber dem Dollar auf ein 3-Monatstief. Auch der Swiss Market Index (SMI) schliesst wegen dem Griechen-Chaos im Minus.

Gleichzeitig macht die EU Druck auf Griechenland. Das Land muss sparen. Gemäss «Spiegel.de» droht Österreich gar, die Griechen aus der Europäischen Union zu drängen, falls sie den auferlegten Sparkurs nicht einhalten.

Szenarien für den Euro-Ausstieg

Der Euro ohne Griechenland – wie geht das? Und wie muss man sich den Weg dorthin genau vorstellen?

Pleite: Mit Hochdruck wird in Athen um die Bildung einer neuen Regierung gerungen. Theoretisch bleibt noch bis Donnerstag dafür Zeit. Danach könnten Neuwahlen die Ausgangs­lage abermals ändern. Und auch ohne Regierung wäre nicht alles entschieden. Belgien blieb gerade 541 Tage ohne Regierung. Entscheidend sind die Hilfsgelder aus der EU und dem Währungsfonds. Solange die Gelder fliessen, bleibt das Land ans globale Finanz- und Wirtschaftssystem angeschlossen. Ohne diese Unterstützung wäre Griechenland in wenigen Tagen bis Wochen pleite.

Chaos: Wenn es zur Pleite kommt, drohen chao­tische Zustände. Ein Bankensturm und fluchtartige Massenauswanderung werden befürchtet. Die politischen Machthaber würden gleichzeitig alles unternehmen, um so viele Devisen wie möglich im Land zu halten. Im Extremfall, indem die Konten vorläufig eingefroren würden.

Neue Drachme: Dass Griechenland den Euro verlassen könnte, beschäftigt auch Schweizer Banken und Unternehmen. Entsprechende Notfallpläne sind ausgearbeitet. Klar ist, die neue Drachme würde sich augenblicklich abwerten – laut Schätzungen um bis zu 50 Prozent. Gleichzeitig würden die griechischen Schulden im Wert steigen. Für Gläubiger würde dadurch eine neue Zitterpartie beginnen. Weiterer Schuldenschnitt nicht ausgeschlossen.

Möglich, dass in Griechenland bereits einzelne Vorbereitungen für eine Drachme 2.0 getroffen wurden. Unter strengster Geheimhaltung selbstverständlich. Die Einführung muss blitzschnell gehen, um weiteres Chaos zu verhindern.

Happy End? Wie auch immer es mit Griechenland weitergeht, der Weg wird entbehrungsreich. Mit oder ohne Euro. Beispiel Argentinien: Das Land konnte sich nach der Pleite im Jahr 2001 wieder aufrappeln.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
«Direkt zu buchen kann ein Risiko sein»

Blick.ch: Was bedeutet es für die Reisebranche, wenn Griechenland zu den Drachmen zurückkehren würde?

Roland Schmid, Sprecher TUI Suisse: Vorerst bedeutet es nichts. Die Kunden bezahlen die publizierten Preise. Bereits im vergangenen Herbst hat sich TUI mit den griechischen Hoteliers vertraglich gegen allfällige Währungsrisiken abgesichert.

Wie reagieren Ihre Kunden auf die Griechenland-Krise?

Die Nachfrage ist vor ­einigen Wochen nach ­einem schlechten Start gut angesprungen. Der aktuelle Buchungseingang liegt über Vorjahresniveau, doch insgesamt noch unter den Erwartungen. Wir erwarten einen eher kurzfristigen Buchungseingang.

Was für Risiken bestehen für Kunden, sollte die Drachme wieder eingeführt werden?

Das für die Reise einbezahlte Geld ist bei TUI oder anderen renommierten Veranstaltern jederzeit sichergestellt. Wer zum Beispiel direkt oder bei unbekannten Firmen bucht, geniesst diese Sicherheit nicht. Ausserdem ist die TUI auch vor Ort vertreten. (Interview: Kathrin Kocher)

Roland Schmid (59), Mediensprecher TUI Suisse

Blick.ch: Was bedeutet es für die Reisebranche, wenn Griechenland zu den Drachmen zurückkehren würde?

Roland Schmid, Sprecher TUI Suisse: Vorerst bedeutet es nichts. Die Kunden bezahlen die publizierten Preise. Bereits im vergangenen Herbst hat sich TUI mit den griechischen Hoteliers vertraglich gegen allfällige Währungsrisiken abgesichert.

Wie reagieren Ihre Kunden auf die Griechenland-Krise?

Die Nachfrage ist vor ­einigen Wochen nach ­einem schlechten Start gut angesprungen. Der aktuelle Buchungseingang liegt über Vorjahresniveau, doch insgesamt noch unter den Erwartungen. Wir erwarten einen eher kurzfristigen Buchungseingang.

Was für Risiken bestehen für Kunden, sollte die Drachme wieder eingeführt werden?

Das für die Reise einbezahlte Geld ist bei TUI oder anderen renommierten Veranstaltern jederzeit sichergestellt. Wer zum Beispiel direkt oder bei unbekannten Firmen bucht, geniesst diese Sicherheit nicht. Ausserdem ist die TUI auch vor Ort vertreten. (Interview: Kathrin Kocher)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.