Gotthard 2016
Güterzug steckte kurz in Gotthard-Basistunnel fest

Nach gelungener fahrplanmässiger Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels mitsamt feierlichem Rahmenprogramm folgte gegen Sonntagnachmittag ein kleiner Wermutstropfen für die Verantwortlichen: Ein Güterzug ist im gefeierten Gotthard-Basistunnel steckengeblieben.
Publiziert: 11.12.2016 um 17:21 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:14 Uhr
Kann sich über einen runderneuerten Bahnhof freuen: Luganos Stadtpräsident Marco Borradori.
Foto: KEYSTONE/TI-PRESS/PABLO GIANINAZZI

Ein Personenwagen, der auf den Güterzug folgte, konnte diesen zwar überholen, verspätete sich aber um zwölf Minuten. Ein anderer Folgezug Richtung Norden musste auf die Bergstrecke ausweichen und erhielt eine Verspätung von 40 Minuten.

Gemäss Auskunft einer SBB-Sprecherin war der Grund für die Panne eine Störung an der Lokomotive des Güterzugs. Der Güterzug konnte abgeschleppt werden. Der Bahnverkehr normalisierte sich kurz darauf wieder.

Insgesamt sind die fahrplanmässige Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnel und der historische Fahrplanwechsel geglückt. SBB-Chef Andreas Meyer besuchte aus diesem Anlass Lugano, wo zugleich der runderneuerte Bahnhof und die Standseilbahn wiedereröffnet wurden.

Wer mit der Bahn auf direktem Weg von Zürich nach Lugano reisen will, für den führt seit Sonntag kein Weg mehr am Gotthard-Basistunnel vorbei. 17 Jahre nach Beginn der ersten Bauarbeiten wurde das Jahrhundertbauwerk am Sonntag in Lugano feierlich in Betrieb genommen. Damit verkürzt sich die Reisezeit auf der Gotthard-Strecke um rund 30 Minuten.

Von diesem Zeitgewinn zuerst profitieren konnten am Sonntagmorgen zwei Züge, die Ehrengäste und Gastgeschenke mit an Bord hatten: Der Eröffnungszug aus Basel brachte «Läckerli» nach Lugano - als die Ware an Schaulustige in Lugano verteilt war, lud er für den Rückweg Tessiner Panettone ein.

Für ihn sei es ein tolles Gefühl, sagen zu können: Wir haben aus dem Gotthard ein Symbol an Innovation, Präzision und Zuverlässigkeit für die Schweiz gemacht, sagte SBB-Chef Andreas Meyer.

Auf der Nord-Süd-Achse sei die Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels erst ein wichtiger Zwischenschritt. Nicht nur der Ceneri-Basistunnel warte noch auf seine Fertigstellung. Es gebe einen «Riesen-Umbau» beim Güterverkehr. Schon am Dienstag werde es mit dem neuen Fahrplan einen ersten «Stress-Test» für den Cargo-Transport geben.

In der Feierlaune unterlief Meyer an diesem Tag gleich zwei Mal ein Fauxpas, der im Tessin für Lacher sorgte: Er bezeichnete den Stadtpräsidenten Luganos, Marco Borradori (Lega), wiederholt versehentlich als «Sindaco» von Bellinzona. Dort ist aber der SP-Mann Mario Branda am Ruder.

25 Jahre nach der ersten Abstimmung sei der Gotthard-Basistunnel nun endlich in Betrieb genommen, freute sich auch der Direktor des Bundesamtes für Verkehr (BAV), Peter Füglistaler. Der Basistunnel sei ein technisches Wunder - das Bauwerk stehe stellvertretend für die erfolgreiche Verkehrspolitik der Schweiz, bei der die Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene jährlich an Bedeutung gewinne.

Gerade bei den Zufahrtsstrecken zur NEAT gebe es nun aber noch viel zu tun. «Wir erinnern uns an die Worte von Angela Merkel anlässlich der Eröffnungsfeier im Juni», sagte Füglistaler in Hinblick auf den deutschen Nachholbedarf. Auch in Italien müsse noch gearbeitet werden.

Lugano hatte an diesem Sonntag gleich dreifache Freude: Die Tessiner Metropole durfte nicht nur die Gotthard-Feierlichkeiten ausrichten, sondern auch den neuen Bahnhof und die renovierte Standseilbahn einweihen. Baustellenlärm und Pendlerengpässe gehören dort damit der Vergangenheit an. Im Zug der Bauarbeiten wurde das historische Gebäude mit einem neuen Trakt ergänzt, der sich in Richtung See öffnet. Dies sei sehr gut gelöst worden, sagte SBB-Chef Meyer. Es gebe viel Licht, es sei eine wirkliche «Terrasse».

Luganos Stadtpräsident Borradori sieht in der Bahnhofseröffnung einen «ersten wichtigen Schritt» für die Stadt hin zu neuen Mobilitätsgewohnheiten. In den kommenden Jahren soll auch das umliegende Bahnhofsgelände umgestaltet werden, um den Busverkehr besser zu integrieren. Ausserdem werde ein neues Uni-Gebäude in der Nähe entstehen.

Der 18,6 Millionen Franken teure Gesamtkomplex verfügt ausserdem über einen Direktanschluss zur Standseilbahn, die ebenfalls grundlegend modernisiert wurde.

Der 11. Dezember markierte auch den Einweihungstag der neuen Standseilbahn, des Funicolare - seit 2014 war die Linie vom Bahnhof in die Unterstadt unterbrochen. Ein schwieriger Einschnitt für eine Stadt, die sich seit 1886 an «ihr» Funicolare gewöhnt hatte. In dieser Zeit verkehrten Ersatzbusse.

Nun wurde die Seilbahn nach über zweijähriger Umbauphase zusammen mit dem neuen Bahnhof eingeweiht - sie wurde auf den Namen «Sassellina» getauft. In den neuen Kabinen sollen bis zu 100 Menschen Platz finden - die Fahrt in die Unterstadt dauert etwa anderthalb Minuten.

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