Gopfried Stutz
Was ich von Bitcoins halte? Nichts!

Wenn ich spielen wollte, ginge ich ins Casino.
Publiziert: 30.01.2021 um 14:55 Uhr
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Aktualisiert: 25.02.2021 um 18:38 Uhr
Claude Chatelain, Publizist und Wirtschaftsjournalist.
Foto: Paul Seewer
Claude Chatelain

Kennen Sie Evelyn Burdecki? Es ist eine jener Frauen, die sich laut dem deutschen Fernsehsender RTL Dschungelkönigin nennen dürfen. Zu diesem Titel kommt, wer in der RTL-Show im australischen Urwald allerhand Getier schluckt, in Schlangenkäfigen nach Sternen sucht und von Zuschauern dann am meisten Zuspruch erhält. Zur Königin oder zum König erkoren wird nur selten der oder die Mutigste, sondern häufig solche, die sich besonders dumm anstellen und zum Gelächter der deutschen Nation werden, wie etwa Evelyn Burdecki.

Nun hat also «Der Aktionär» getwittert, dass Evelyn Burdecki Bitcoins gekauft habe. Ob Deutschlands grösstes Börsenmagazin diese Breaking News mit einer Kaufempfehlung verbinden wollte, entzieht sich meiner Kenntnis. «Wenn Möchtegernpromis Investment-Empfehlungen geben, würde ich meine Bitcoins ganz schnell verkaufen», zwitscherte ein Follower. «Au weia», schrieb ein anderer, «wenn solche D-Promis schon einsteigen, dann ist das Platzen der Blase nicht mehr fern.»

Ich greife das Thema gerne auf, weil Bitcoins wegen ihrer Kurssprünge gerade wieder für Gesprächsstoff sorgen und ich wiederholt gefragt werde, was davon zu halten sei. Die Antwort ist schnell gesagt: nichts. Nicht, weil man mit Kryptowährungen nicht reich werden könnte, sondern weil das Handeln mit Kryptowährungen nichts mit einer Finanzanlage zu tun hat, sondern allein mit Spekulation.

Wir haben bei Bitcoins ein bestehendes Angebot und eine wachsende Nachfrage. Wenn die Nachfrage grösser ist als das Angebot, dann steigt der Preis. So einfach ist das. Ob die Nachfrage weiter zunimmt, kann niemand voraussagen. Ob eine Verkaufswelle den Kurs in die Tiefe stürzen lässt, auch nicht.

Es gibt zwar sehr wohl Fachleute, die Bitcoins als eine ernst zu nehmende Anlageklasse betrachten. Entstanden auf dem Nährboden der Finanzkrise von 2008, als die Notenbanken rund um den Globus anfingen, auf Teufel komm raus die Märkte mit Geld zu überfluten. Dass damit das Vertrauen in die Währungen und all dem, was damit verbunden ist, verloren geht, ist nachvollziehbar.

Bitcoins waren vor Wochenfrist auch in der Sendung «Bilanz Standpunkte» im Schweizer Fernsehen ein Thema. UBS-Chefökonom Daniel Kalt weist darauf hin, dass neben Bitcoins über 4000 andere Kryptowährungen im Umlauf sind. «Niemand garantiert mir», sagte er in der Sendung, «dass irgendwann eine andere Kryptowährung mit anderen Eigenschaften, vielleicht mit anderen Umweltstandards, die Bitcoins ablösen könnten.»

Wer weiss, vielleicht werden die bekannten Digitalwährungen dereinst komplett vom Erdboden verschwinden, wie die UBS kürzlich in einem Anlegerbrief spekulierte. Ich selber mag darüber gar nicht mutmassen. Es interessiert mich einfach nicht. Wenn ich spielen möchte, dann lieber im Casino.

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