Gopfried Stutz!
Sie haben 3a-Fonds? Verkaufen Sie sie!

Banken raten dann zum Kauf von Aktien, wenn sie am teuersten sind.
Publiziert: 22.05.2017 um 09:45 Uhr
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Aktualisiert: 12.12.2020 um 17:06 Uhr
SonntagsBlick-Kolumnist Claude Chatelain
Foto: Paul Seewer
Claude Chatelain

Interessant: Banken raten immer dann zum Kauf von Aktien, wenn die Papiere am teuersten sind. Eben erst hat Swisscanto Invest einen neuen Vorsorgefonds mit einem Aktienanteil von 75 Prozent lanciert. Damit auch möglichst viele Kunden zuschnappen, ist der Fonds bis Ende Juni gebührenfrei zu haben.

Die Rede ist hier von den Vorsorgefonds des Typs 3a. 3a-Sparen ist aus steuerlichen Gründen beliebt. Personen, die einer Pensionskasse angeschlossen sind, können bis 6768 Franken pro Jahr auf ein 3a-Konto einzahlen und vom steuerbaren Einkommen in Abzug bringen. Statt nun das Geld auf dem kümmerlich verzinsten 3a-Konto zu belassen, kann man es in Vorsorgefonds investieren und damit auf eine höhere Rendite hoffen. Solche Vorsorgefonds unterliegen besonderen gesetzlichen Auflagen. Früher durfte der Aktienanteil maximal 50 Prozent betragen. Inzwischen wurde er auf 75 Prozent erhöht.

So hat Swisscanto als drittgrösste Fondsgesellschaft der Schweiz einen solchen Fonds mit einem überdurchschnitt­lichen Aktienanteil ins Sortiment genommen. Der grössere Aktienanteil erhöhe die Renditechancen, steht im Communiqué zu lesen, bedinge aber auch einen Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren.

Zehn Jahre. Das ist so eine Faustregel bei Aktienanlagen. Sie gilt aber nicht nur für Personen, die solche Fonds kaufen wollen. Sie gilt auch für Personen, die solche Fonds­anteile besitzen. Frage an alle Ü55: Hat die Bank Sie kontaktiert und Ihnen ans Herz gelegt, Ihre Vorsorgefonds zu verkaufen? Sie wissen schon: zehn Jahre. Dann werden Sie 65 sein und das Geld der dritten Säule beziehen. Dazu müssen Sie zuerst Ihre Fonds verkaufen. Wie ärgerlich, wenn dann die Aktien weniger wert wären als heute. Swisscanto sagt es selber: Bedingung sei ein Anlagehorizont von zehn Jahren.

Wir haben heute rekord­hohe Aktienkurse und rekordtiefe Zinsen. Steigen die Zinsen, werden die Kurse für Obliga­tionen sinken. Das ist schlecht für Vorsorgefonds, welche mindestens 25 Prozent Obligationen enthalten. Und dass Aktienkurse bei einer derart langen Boomphase und der hohen Bewertung auch mal fallen könnten, ist hinlänglich bekannt.

Ich gehe davon aus, dass der Wert solcher gemischten Fonds mit Aktien und Obligationen im Verlauf der nächsten Jahre sinken wird. Aus diesem Grund habe ich meine Anteile verkauft. Ich werde dadurch kurzfristig womöglich auf ein paar Franken Rendite verzichten müssen. Sicher aber gehe ich nicht das Risiko ein, beim Bezug des Säule-3a-Guthabens weniger zu bekommen, als ich einbezahlt habe.

Und wenn wir schon beim Thema sind: «Hast du dir schon einen Revolver gekauft?», fragt der verzweifelte Aktienhändler seinen ebenfalls deprimierten Kol­legen nach einem Börsencrash. Die Antwort: «Wovon denn?»

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