Vor zwei Jahren jubelte Peter Spuhler (56)! Die russische Aeroexpress bestellte für die Verbindung zwischen Moskau und dessen Flughafen bei seiner Stadler Rail 25 Doppelstockzüge im Wert von 380 Millionen Euro.
Noch besser: Im Vertrag wurde die Option auf zusätzliche Züge aufgenommen. Gesamtwert: 685 Millionen.
Doch nach dem für die russische Wirtschaft katastrophalen Rubel-Zerfall im letzten Winter ist Spuhler nicht mehr in Jubelstimmung. Die russische Währung verlor in der Zwischenzeit ein Drittel an Wert. Aeroexpress kann die Kosten nicht mehr decken.
Russen wollen lieber russische Züge
Nun wird hart verhandelt. Die Russen wollen entweder die Rechnung viel später begleichen oder weniger Züge bestellen, wie Spuhler der «NZZ» erklärte. Ergebnisse gibt es noch nicht. Aber laut der Zeitung sei das Thema in Russland nun auf die politische Agenda gerückt. Es gebe Stimmen, die lieber Züge von russischen Herstellern auf den Schienen sehen wollen.
Der Osten ist für die Stadler Rail zentral. Vor allem die ehemaligen Sowjet-Staaten haben die Schiene für den Nahverkehr entdeckt. Doch die Deals mit Unrechtsstaaten wie Weissrussland und Aserbaidschan stossen bei Menschenrechtsorganisationen auf Kritik.
100-Millionen-Auftrag in Texas
Dafür läufts jetzt für den Ex-SVP-Nationalrat in den USA immer besser. In Texas hat die Stadler Rail einen Auftrag für acht Züge des Typs Flirt an Land gezogen – bestellt vom texanischen Bahnunternehmen Fort Worth Transportation Authority.
Das Gesamtvolumen des am Dienstag unterzeichneten Vertrags beläuft sich auf rund 100 Millionen Dollar. Darin enthalten sind sämtliche Zusatzdienstleistungen. Liefertermin ab Werk sei Juli 2017, die anschliessende Zulassungsperiode dauere bis März 2018.
Die Züge mit dieselelektrischem Antrieb werden auf der Linie «TEX Rail» zwischen Fort Worth und dem internationalen Flughafen Dallas/Fort Worth DFW verkehren. Die Aufnahme des Verkehrs auf der neuen Linie ist für September 2018 vorgesehen.
Beim jüngsten Auftrag handelt es sich bereits um den inzwischen fünften Auftrag von Stadler Rail in den USA. Bislang hat das Unternehmen 49 Gelenktriebwagen in die Staaten verkauft.
Stadler baut ein neues US-Werk
Da bei der aktuellen Bestellung anders als bei den bisherigen Aufträgen nationale Bundesgelder in die Finanzierung einfliessen, kommt für Stadler zum ersten Mal der sogenannte «Buy America Act» zum Zug. Dieser schreibt vor, dass 60 Prozent der Wertschöpfung in den USA zu erfolgen hat. Stadler Rail habe sich deshalb entschieden, in den USA ein neues Werk zu bauen.
Derzeit prüfe eine Delegation rund um Konzernchef Spuhler und Martin Ritter, dem künftigen CEO von Stadler US, vor Ort verschiedene Optionen für den neuen Standort. (alp/noo/SDA)