Globetrotter-Chef wettert gegen Kurzstreckenflüge
«Die Airlines müssen endlich die Preise erhöhen

Fliegen ist des Teufels – oder etwa doch nicht? Globetrotter-Chef André Lüthi moniert, dass die Fliegerei zum grossen Sündenbock erklärt wird. Es brauche eine neues Bewusstsein auf allen Ebenen.
Publiziert: 06.04.2019 um 16:18 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2019 um 09:08 Uhr
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In einem Beitrag auf Travelnews fordert Globetrotter-Chef André Lüthi (58): «Die Airlines müssen endlich die Preise erhöhen und die Reisenden sollten auf private Kurzflüge von drei Nächten und weniger verzichten.»
Foto: Marco Zanoni
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Sven ZauggRedaktor SonntagsBlick

Manchmal braucht es nur eine kleine Episode, die zeigt, in welchem Dilemma die Klimapolitik steckt. Der für seine Fussballbegeisterung bekannte Zürcher SP-Regierungsrat Mario Fehr (60) ist am Mittwochnachmittag in eine falsche Easyjet-Maschine gestiegen. Statt nach London wäre er beinahe nach Berlin geflogen.

Der Zürcher Sicherheitsdirektor bemerkte seinen Irrtum noch rechtzeitig und wurde – offenbar in einem VIP-Taxi – via Rollfeld zum richtigen Flugzeug chauffiert. So schaffte es Fehr noch rechtzeitig der Eröffnung des neuen Stadions seines Lieblingsklubs  Tottenham Hotspur beizuwohnen. Glück gehabt!

Fehr in guter Gesellschaft

Freilich dauerte es nicht lange, bis Fehrs Missgeschick die Runde machte. Hernach rüffelte sogar die Co-Präsidentin der SP Zürich und Nationalrätin Priska Seiler Graf (50) ihren Parteikollegen: «Die SP-Parteileitung hat mit ihm die wenig ökologischen Flüge nach England schon lange vor den letzten Wahlen thematisiert. Aber letztlich muss er diese mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren – ich könnte es nicht.»

Der Zürcher SP-Regierungsrat ist dabei in guter Gesellschaft. Über 80 Prozent der Schweizer Passagiere steuern Ziele in Europa an – gibt es eine klimaverträglichere Alternative, der Zug zum Beispiel. Oft aber bleibt dafür keine Zeit.

Verzicht auf Kurzflüge

Nun kommt Kritik von unerwarteter Seite, nämlich von André Lüthi (58), Chef der viertgrössten Reisegruppe der Schweiz Globetrotter. In einem Beitrag auf Travelnews fordert Lüthi: «Die Airlines müssen endlich die Preise erhöhen und die Reisenden sollten auf private Kurzflüge von drei Nächten und weniger verzichten.»

Er rät, dass Schweizer Touristen stattdessen eine lange Reise pro Jahr planen sollen, «mit echtem Interesse am Land, an der Kultur und an der Religion. Reisen, wo wieder die Begegnungen am Wegrand im Fokus stehen, nicht die touristischen Hotspots». 

Freilich, die Kritik aus der Ecke der Reisebranche mutet sonderbar an. Schliesslich lebt Lüthi davon, dass seine Kunden in die hintersten Ecken der Welt geflogen werden. Doch in einem hat Lüthi Recht: Kurzflüge schaden dem Klima massiv. Gerade hier ist der Treibstoffverbrauch im Vergleich mit Lang und Mittelstrecken-Flügen am höchsten.

Sündenbock Fliegerei

Wie also soll man die Reiselust der Schweizer mit dem Klimawandel in Einklang bringen? «Es braucht das Bewusstsein auf allen Ebenen und in allen Facetten – ein Bewusstsein, dass wir bereit sind, unser Konsumverhalten verändern zu wollen. (...) Erst dies führt zu Veränderungen, die effektiv etwas bewirken», glaubt Lüthi.

Gleichzeitig moniert er, dass das Fliegen momentan medial zum grossen Sündenbock erklärt werde. «Die Fliegerei heraus zu pflücken und zum Hauptschuldigen zu erklären, ist für mich zu kurz gegriffen.» Also, was tun?

Heizen Sie mit Verstand, verzichten Sie auf unnötige Autofahrten, Duschen Sie kurz und nicht zu heiss oder bauen Sie umweltverträglich, wie die das Magazin des «Tages-Anzeigers» erst kürzlich vorschlug. Das Heft trug nicht weniger als 75 Ideen zusammen, wie der Klimawandel gestoppt werden kann.

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