Glaswände in Hotel-WCs stossen Gästen sauer auf
Freier Blick aufs stille Örtchen

Aus den Ferien zurück und über das Hotelzimmer geärgert. Was Hotelgäste am meisten stört: Glaswände, mieses Licht im Bad, zu wenig Steckdosen und fehlende Ablageflächen.
Publiziert: 19.08.2018 um 18:42 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:25 Uhr
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Designmässig sieht es gut aus, aber wenige Gäste sind Fans der Glaswände zum Sanitärbereich. Auf Bewertungsplattformen für Hotels beschweren sich Gäste immer wieder darüber.
Foto: Getty Images/Caiaimage / Astronaut Images
Harry Büsser

«Das Bad überlässt nichts der Phantasie», schreibt der Nutzer mit dem Pseudonym SydGeek auf dem Reiseportal Tripadvisor. Auch Geek (dt. Aussenseiter) überlässt nichts der Vorstellung und zeigt, was er meint: ein Hotelbadezimmer, das von Glaswänden umschlossen ist und freie Sicht aufs stille Örtchen lässt.

Hotelinvestoren neigen dazu, in Gästezimmern keine teuren Wände zu errichten, sondern nur noch Glasscheiben oder vorgefertigte Module einzusetzen. Auf Prospektbildern sieht das gut aus, jedenfalls gut designt. Nur ist das Bad dann eben manchmal optisch nicht mehr vom Hotelzimmer getrennt.

Sicher können die Gäste dann selbst beim Zähneputzen noch die Schönheit ihres Hotelzimmers bewundern. Andererseits gibt es dann doch einiges im Sanitärbereich, das man weder zeigen noch unbedingt von anderen sehen möchte – nicht mal vom langjährigen Ehepartner.

Selbst wenn die Toilette in den meisten Fällen vor Blicken geschützt ist, ist Milchglas eben auch nur Glas, also wenig schalldicht.

Glas sei einfacher zu reinigen

Problempunkt Hygiene

Die Fernbedienung des Fernsehers und die Lichtschalter sind in Gästezimmern am ehesten bakteriell verseucht, stellte eine Studie der University of Houston fest, welche die Hygiene in US-Hotels unter die Lupe nahm. Dagegen gehörten die Türklinken des Badezimmers zu den saubersten Oberflächen. Gemäss Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse, wird in Schweizer Hotels sehr auf Hygiene geachtet. «Fernbedienung und Lichtschalter sind in den Reinigungsplänen aufgeführt.»

In Hotelzimmern sind Fernbedienung für den Fernseher und die Lichtschalter bakteriell am verseuchtesten. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der University of Houston. Dagegen gehörten die Türklinken zum Badezimmer zu den saubersten Oberflächen in Hotelzimmern. Dabei wurden Hotelzimmer in den USA untersucht. Gemäss Hotelleriesuisse wird in Schweizer Hotels sehr auf Hygiene geachtet.
Cash / Andreas Eggenberger

Die Fernbedienung des Fernsehers und die Lichtschalter sind in Gästezimmern am ehesten bakteriell verseucht, stellte eine Studie der University of Houston fest, welche die Hygiene in US-Hotels unter die Lupe nahm. Dagegen gehörten die Türklinken des Badezimmers zu den saubersten Oberflächen. Gemäss Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse, wird in Schweizer Hotels sehr auf Hygiene geachtet. «Fernbedienung und Lichtschalter sind in den Reinigungsplänen aufgeführt.»

«Die Hotels mit Glastüren zum Bad sind oft Businesshotels. Dort wird davon ausgegangen, dass meist sowieso nur eine Person im Zimmer ist, da kann auch niemand zuschauen», sagt Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse und Gastgeber vom Schweizerhof in der Lenzerheide. Im Übrigen weist er darauf hin, dass Glaswände einfacher zu reinigen sind: «Glasreiniger und ein Lumpen reichen.»

Friedrich Niemann dagegen bezeichnet gläserne WC-Türen klar als No-Go. Er ist Partner bei der auf Design spezialisierten Beratungsfirma Milani, für die er den Hotelsektor betreut. Früher war Niemann selbst Hoteldirektor, unter anderem des Waldorf Astoria am Berliner Tiergarten. Als Hotelier habe ihn häufig gestört, dass das Designer-Credo «Form Follows Function» durch Umkehrung ad absurdum geführt wird.

«Eigentümer, Betreiber, Architekten und Berater wollen gern ihre eigenen Ideen und Wünsche realisiert sehen», erklärt er weitverbreitete Designfehler.

Insbesondere branchenfremden Eigentümern sei häufig schwer zu vermitteln, dass ein Hotel anders zu planen sei als etwa ein Privathaus.

Innenarchitekten und ihre Ideen

Niemann erinnert sich an eine Episode beim Innenausbau seines früheren Arbeitgebers Waldorf Astoria: «Damals hat es mich als Hoteldirektor Monate gekostet, die Innenarchitekten von der Unzweckmässigkeit der Leselampen am Bett zu überzeugen.» Die waren zwar aus edelstem Material gefertigt, kleine technische Meisterwerke.

Allerdings hätten sie mehr die Fussmatte vor dem Bett und nicht das Buch der Lesenden beleuchtet. «Nach Monaten endloser Diskussionen wurden diese schliesslich durch weniger designte, aber zweckmässige Leuchten ersetzt», so Niemann.

Problempunkt Design

- Glastüre zum Bad

- Zu wenige Ablageflächen im Bad

- Keine oder zu wenige Steckdosen am Nachttisch; Steckdosen, die irgendwo hinter einer Lampe am Boden versteckt sind – statt auf dem Tisch, wo Gäste ihren Laptop anschliessen wollen.

- Schlechte Beleuchtung im Bad: Wenn das Licht von senkrecht oben kommt, ist das ein Planungsfehler. Das Licht wirft dann Schatten auf das Gesicht. Licht sollte von vorne kommen, ohne dass es blendet.

- Kein zentraler Lichtschalter

- Geräte, die kompliziert zu bedienen sind.

- Einhängekleiderbügel (nicht nutzerfreundlich)

- Eingangstüren mit Lichtschlitz, die das helle Licht vom Gang auch nachts ins Zimmer lassen.

- Keine oder zu wenige Vorrichtungen, um Kleidungsstücke oder Handtücher zum Trocknen aufzuhängen.

- «Glühwürmchen» im Zimmer, also Anzeigen von elektronischen Geräten, die auch nachts leuchten oder flimmern.

Das Residency Hotel Andheri in Mumbai in Indien zeigt sich völlig transparent.
zVg

- Glastüre zum Bad

- Zu wenige Ablageflächen im Bad

- Keine oder zu wenige Steckdosen am Nachttisch; Steckdosen, die irgendwo hinter einer Lampe am Boden versteckt sind – statt auf dem Tisch, wo Gäste ihren Laptop anschliessen wollen.

- Schlechte Beleuchtung im Bad: Wenn das Licht von senkrecht oben kommt, ist das ein Planungsfehler. Das Licht wirft dann Schatten auf das Gesicht. Licht sollte von vorne kommen, ohne dass es blendet.

- Kein zentraler Lichtschalter

- Geräte, die kompliziert zu bedienen sind.

- Einhängekleiderbügel (nicht nutzerfreundlich)

- Eingangstüren mit Lichtschlitz, die das helle Licht vom Gang auch nachts ins Zimmer lassen.

- Keine oder zu wenige Vorrichtungen, um Kleidungsstücke oder Handtücher zum Trocknen aufzuhängen.

- «Glühwürmchen» im Zimmer, also Anzeigen von elektronischen Geräten, die auch nachts leuchten oder flimmern.

Der Fachmann führt eine eigene Liste der grossen Fehler. Auch zu viel Technologie gehört dazu: «Sie möchten den Fernseher im Zimmer einschalten und die Vorhänge gehen zu oder die Klimaanlage setzt ein, wie im Dolder Grand in Zürich, wo ich mich bei meinem ersten Besuch als technisch durchschnittlich intelligenter Hotelier ziemlich überfordert fühlte.»

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