Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Heute hat General Electric (GE) mitgeteilt, dass an den früheren Alstom-Standorten im Aargau 900 Jobs wegfallen werden. Das ist deutlich weniger als erwartet.
Zumindest auf den ersten Blick – war doch bei der Ankündigung im Januar von einem Abbau von 1300 Jobs die Rede. Einzelne Medien berichteten darum heute freudig: «Alstom baut 400 Stellen weniger ab, als erwartet».
Es muss ohne Kündigungen gehen
Doch die Gewerkschaft Syna relativiert: «Es sind viele natürliche Abgänge, die die Anzahl der Betroffenen reduzieren, sodass gleichwohl mehr als 1100 Stellen im Kanton Aargau wegfallen», heisst es in einer Medienmitteilung.
Auch bei der Unia ist man nicht zufrieden. «Ein Grosskonzern wie GE muss in der Lage sein, so eine Restrukturierung ohne eine Kündigung durchzuführen», sagt Gewerkschafter Kurt Emmenegger zu BLICK.
170 neue Jobs
Immerhin: GE hält fest, dass keine Standorte in der Schweiz geschlossen werden. Zudem will der Konzern in den Jahren 2016/17 über 170 neue Arbeitsplätze im Geschäftsbereich Power Services schaffen. Man strebe eine «signifikante, langfristige Präsenz» in der Schweiz an.
Die Arbeitnehmervertreter sehen grosse Chancen, dass GE das frühere Turbinengeschäft von Alstom wieder auf den Erfolgspfad bringt. «Da wäre es zu kurzsichtig, die Chancen des Standortes Schweiz durch eine aggressive Kündigungspolitik zu schwächen», sagt Christof Burkhard, stellvertretender Geschäftsführer von Angestellte Schweiz.
Zeit der Ungewissheit
Obwohl der Kahlschlag bereits im Januar angekündigt worden ist, waren die Alstom-Büezer lange im Ungewissen. Grund waren Uneinigkeiten zwischen dem GE-Betriebsrat und der Konzernleitung. Oder wollte GE die Angestellten dazu bringen, selber zu kündigen?
Das hält man bei Angestellte Schweiz für unwahrscheinlich: «Das Konsultationsverfahren war in diesem Fall sehr komplex und dauerte entsprechend lang», sagt Sprecherin Virginie Jaquet zu BLICK.
Kündigungen werden in den nächsten Tagen keine ausgesprochen. Personen, deren Jobs gefährdet sind, werden bis Ende Juli darüber informiert. Die effektiven Kündigungen sollen dann in den nächsten anderthalb Jahren ausgesprochen werden. Immerhin: Wer den blauen Brief bekommt, hat fünf statt drei Monate Kündigungsfrist.
Im November übernommen
GE hat die Energiesparte von Alstom erst letzten November übernommen. 9,7 Milliarden Euro hat der US-Konzern dafür hingelegt. Aktuell beschäftigt die Schweizer Alstom-Gruppe rund 6000 Mitarbeiter im Kanton Aargau.
Im Januar dann hatte der Konzern Massnahmen an den Standorten Baden, Birr, Dättwil, Turgi und Oberentfelden angekündigt. Wo die Stellen wegfallen, ist auch heute noch nicht klar.
Die Amerikaner streichen in ganz Europa Jobs: Insgesamt sollen 6500 Stellen wegfallen.