Im Vergleich zum desaströsen, vergangenen Börsenjahr kann sich das erste Quartal 2019 mehr als sehen lassen. Der Schweizer Leitindex SMI hat seit Jahresbeginn 12,44 Prozent zugelegt und tendiert Richtung Allzeithoch, das bei 9616 Punkten liegt. «Die Anleger haben realisiert, dass die Wirtschaft zwar schwächer wird, aber keine Rezession vor der Türe steht», sagt Thomas Stucki (55), Anlagechef der St. Galler Kantonalbank.
Geholfen habe der Stopp bei den Zinserhöhungen durch die amerikanische Notenbank Fed. Zudem habe die Aussicht auf weiterhin billiges Geld die Märkte beflügelt, begründet Stucki die gute Stimmung auf dem Börsenparkett. «Hinzu kam, dass es rund um den Handelsstreit zwischen den USA und China und um die Strafzölle ruhig war.»
LafargeHolcim ist Börsenliebling
Zu den grossen SMI-Gewinnern gehören der Zementkonzern LafargeHolcim, der Nahrungsmittel-Multi Nestlé und der Phramazulieferer Lonza. «Die gesunkene Angst um die Wirtschaft haben LafargeHolcim und Lonza in die Karten gespielt. Gleichzeitig profitierten die defensiveren Aktien wie Nestlé davon, dass Sicherheit im aktuellen Umfeld immer noch ihren Wert hat», sagt Stucki.
- Alle Angaben in Prozent.
Am unteren Ende der Skala ist die Freude getrübt. Der Uhrenhersteller Swatch, die Grossbank UBS sowie der Industriekonzern ABB gehören zu den Verlierern. «Swatch litt unter der wirtschaftlichen Schwäche in China. ABB machte die geplante neue Strategie mit dem Verkauf des Geschäfts rund um die Stromnetze zu schaffen», sagt Stucki. Und UBS-Chef Sergio Ermotti (58) warnte erst kürzlich vor einem schlechten Geschäft im ersten Quartal. Das sorgte bei den Anlegern für Misstrauen.
Unruhige Zeiten stehen bevor
Für die Anleger heisst das: Die Kursgewinne von über 12 Prozent im SMI tun nach den Verlusten im letzten Jahr zwar gut. Gleichzeitig ist die Erholung des Marktes sehr schnell und sehr stark ausgefallen. Stucki warnt: «Die Stimmung ist momentan zu positiv, ich sehe die Lage kritischer.»
Eine Rezession haben die Anleger dieses Jahr wohl nicht zu befürchten. «Aber die Konjunktur wird in diesem und im nächsten Jahr schwächer ausfallen als 2018. Die Firmen werden daher weniger verdienen», sagt Stucki. Am Aktienmarkt bereiten sich die Anleger bereits auf unruhigere Zeiten vor.