Herr Pardini, Syngenta wird mit der Übernahme durch ChemChina verstaatlicht. Als Gewerkschafter muss Ihnen das gefallen.
Corrado Pardini: Der Verkauf ist der freie Entscheid der Aktionäre. Sie müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und den Investor bestimmen, der mittelfristig die Interessen des Industriestandortes Schweiz am besten wahrt.
Das ist bläuäugig. Die Syngenta-Aktionäre sind zum Grossteil Ausländer. Die Schweiz ist ihnen egal.
Pardini: Deshalb fordern wir von der neuen Leitung, dass sie uns ihre Unternehmenspolitik offenlegt. Wir fordern unser Mitwirkungsrecht ultimativ ein. Wir wollen einen zweiten Fall Alstom verhindern. Auch der Bundesrat und der Kanton müssen aktiv werden. Wir dürfen die Katze nicht im Sack kaufen.
Sind die Jobs in Gefahr?
Pardini: Jede Übernahme birgt Gefahren. Wir dürfen uns nicht auf Worte und Versprechen verlassen, sondern müssen handfeste Garantien einfordern. Im Ausland ist das gang und gäbe. Die Schweiz ist viel zu blauäugig. Das Ziel muss sein, dass der Standort Schweiz gestärkt und die Arbeitsbedingungen eingehalten werden. Wir erwarten von den Chinesen ein Bekenntnis zur Sozialpartnerschaft.
Welche Strategie verfolgen die Chinesen?
Pardini: Sie wollen High-Tech aus dem Westen. Das Land befindet sich in einem enormen Aufschwung. Für die weitere Entwicklung brauchen die Chinesen westliche Hochtechnologie. Solche Technologietransfers sind aber immer mit der Gefahr verbunden, dass auch Arbeitsplätze abwandern.
Könnten die Chinesen weitere Schweizer Firmen kaufen?
Auf jeden Fall. Alle High-Tech-Firmen sind potenzielle Ziele. Auch eine ABB ist nicht sicher.