Gewerkschaften laufen Sturm
Coop@home liefert auch sonntags – per Taxi

Coop liefert Lebensmittel auch am Sonntag aus. Die Waren werden schon am Samstag zusammengestellt. Und dann der Post übergeben. Weil die am Sonntag nicht ausliefern darf, lässt sie Taxisfahrer die Coop-Kisten verteilen.
Publiziert: 19.01.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:23 Uhr
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13'000 Artikel und 1'200 Weine kann man auch am Wochenende bestellen.
Foto: KEY
Patrik Berger

Nächste Runde im Kampf zwischen Coop@home und der Migros-Tochter LeShop.ch: Coop testet in Basel und Zürich die Heimlieferung am Sonntag. Der Grossverteiler arbeitet mit der Post zusammen, wie BLICK erfahren hat.

Der gelbe Riese liefert seit Oktober Päckli auch sonntags aus (BLICK berichtete). Für den Pilotversuch konnte neben Coop auch Nespresso gewonnen werden. Die bunten Kaffeekapseln werden in Genf und Lausanne ausgeliefert.

Wer bei Coop@home am Samstag bis zehn Uhr bestellt, bekommt die Ware am Sonntag zwischen neun und zwölf Uhr nach Hause geliefert. Allerdings klingelt weder ein Coop-Angestellter noch ein Pöstler an der Türe – sondern ein Taxifahrer. Grund: Das Gesetz erlaubt der Post keine Sonntagszustellung.

Am Samstag parat gemacht

Coop stellt die Bestellungen schon am Samstag bereit. Und übergibt sie dann der Post. «Dank spezieller, gekühlter Behälter geht dies auch bei Frischwaren wie Gemüse und Fleisch sowie Tiefkühlprodukten», sagt Coop-Sprecher Urs Meier. Am Sonntag arbeiten die Mitarbeiter von Coop@home nicht.

Die Post glaubt an das Potenzial der Sonntagszustellung. «Bei Privatkunden ist das Interesse da, gerade im Zusammenhang mit dem wachsenden Online-Handel», sagt Sprecher Bernhard Bürki. «Wir stehen mit weiteren Firmen in Verhandlungen», sagt er. Namen will er aber keine nennen.

Bedenken, dass die Taxifahrer, welche die Ware am Sonntag ausliefern, schlechter gestellt seien als Pöstler, hat die Post keine. «Wir arbeiten mit lizenzierten Taxiunternehmen zusammen, die gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft für die Sonntagsarbeit zugelassen sind», sagt Bürki.

«Das ist ein doppelter Beschiss»

Die Gewerkschaft Syndicom sieht dahinter einen Verstoss. «Das ist ein doppelter Bschiss. Coop@home und die Post umgehen so das gesetzliche Verbot von Sonntagsarbeit», sagt Gewerkschafter Bruno Schmucki (50). «Sie erbringen eine Dienstleistung mit Leuten, die sowieso schlecht bezahlt sind und miese Arbeitsbedingungen haben.» Die Post habe da offenbar eine «optimale Lücke» gefunden, um das Verbot der Sonntagsarbeit zu umgehen.

«Mit dem Einsatz von Taxis wird der Schutz der Sonntagsruhe von der Post gezielt ausgehebelt», sagt Schmucki. «Es ist skandalös, dass sich die Post als Unternehmen, das dem Staat gehört, solcher Praktiken bedient.»

Das habe fatale Folgen und widerspreche der Absicht des Arbeitsgesetzes. «Jetzt ist die Politik gefordert», sagt er. Schmucki befürchtet, dass ähnliche Praktiken auf andere Branchen übergreifen. «Der Detailhandel ist wohl nur die Speerspitze zur weiteren Deregulierung», sagt der Gewerkschafter.

«Kunden wollen sonntags ihre Ruhe»

Konkurrent LeShop.ch verzichtet bewusst auf eine Sonntagslieferung. «Wir glauben nicht, dass das einem Bedürfnis entspricht», sagt Dominique Locher (46), CEO der Migros-Tochter. «Viele unserer Kunden sind erwerbstätig. Sie wollen aufs Wochenende hin einen gefüllten Kühlschrank – am Sonntag aber einfach ihre Ruhe haben», sagt er.

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