Für die über 400 Betroffenen bei der Postfinance ist nichts mehr zu machen. Die Banktochter der Post hält an ihrem Spar- und Umbauprogramm namens «Victoria» fest. Keiner der Alternativvorschläge aus der Belegschaft war der Führungsetage gut genug: «Das Konsultationsverfahren ist abgeschlossen. Es sind keine Vorschläge eingegangen, die die vier geplanten Massnahmen zu ersetzen vermögen», teilte Postfinance mit.
So paukt die Konzern-Tochter das «Victoria»-Programm durch, wie es der BLICK am 21. September öffentlich gemacht hatte.
Dieses sieht vor:
- 45 Vollzeitstellen verschwinden. Soweit als möglich erfolge der Abbau ohne Kündigungen über die natürliche Fluktuation, heisst es.
- Die 120 Mitarbeiter der Belegverarbeitung werden ab nächsten März an die Schwesterfirma Swiss Post Solutions übertragen.
- Eine Konzentration von Backoffice und Telefon-Centern: Die Standorte Münchenstein BL und Kriens LU werden geschlossen. 160 der aktuell 220 Angestellten an diesen Standorten müssen ab Mitte 2018 in Zofingen AG arbeiten, 60 Angestellte im Bereich Geschäftskunden bleiben in der Region.
- Der Standort St. Gallen wird nicht komplett geschlossen, aber ausgedünnt: 58 Callcenter-Mitarbeiter müssen ab Ende 2019 in Netstal GL arbeiten.
Gewerkschaft spricht von «konzerninternem Lohndumping»
Für die Gewerkschaften sind die Pläne eine reine Sparübung: «Postfinance hat die Digitalisierung komplett verpasst und ist jetzt dabei, den Scherbenhaufen zusammenzukehren», sagt Syndicom-Gewerkschafter Roland Lamprecht. Die Auslagerung der Belegverarbeitung sei «konzerninternes Lohndumping», denn die neue Gesellschaft zahle tiefere Löhne und biete weniger soziale Dienstleistungen und Sozialschutz.
Jene Gespräche über die Auslagerung der Belegverarbeitung sollen bis Ende der Woche unter Dach und Fach sein, sagt Gewerkschafter Lamprecht. Für ihn ist aber klar: «Jeder einzelne Betroffene soll vor dem Weihnachtsfest wissen, wo und wie er im nächsten Jahr bei der Postfinance arbeitet.»
Postfinance gibt sich gegenüber BLICK überrascht: «Im Lichte der laufenden, konstruktiven Gespräche mit unseren beiden Sozialpartnern Transfair und Syndicom sind wir über diese Aussagen erstaunt. Wir teilen die Einschätzungen von Syndicom nicht», sagt Postfinance-Sprecher Johannes Möri kurz und knapp.