Der Samstag war nur ein Vorgeschmack: 150 Swissport-Mitarbeitende forderten mit Buhrufen und Protestschildern die sofortige Beendigung des Krisen-Gesamtarbeitsvertrags (GAV), der während der Corona-Pandemie ausgearbeitet wurde. Der Betrieb am Flughafen Zürich war davon nicht beeinträchtigt. Die beteiligten Swissport-Mitarbeitenden hatten frei, legten ihre Arbeit nicht extra nieder.
Das könnte sich offenbar bald ändern. Gewerkschafter Stefan Brülisauer (33) vom VPOD Lufverkehr sagt jetzt zu Blick: «Immer mehr Mitarbeitende sind bereit, die Friedenspflicht zu brechen.» Die Friedenspflicht gilt, solange der GAV in Kraft ist, also bis Ende Jahr: Es darf nicht gestreikt werden. Nun wachse bei den Angestellten aber der Wille, auch ohne Zutun der Gewerkschaft die Arbeit niederzulegen. Eine leere Drohung tönt anders.
Gewerkschaft will noch immer Kompromiss
«Mehrere Male standen wir bereits kurz vor einem Streik», sagt Brülisauer. Auch Unterschriftensammlungen für einen solchen seien bereits ohne Absprache mit den Gewerkschaftern durchgeführt worden.
Brülisauer stellt klar: «Wir halten uns an die Friedenspflicht.» Die Gewerkschaft wolle noch immer einen Kompromiss zwischen Management und Mitarbeitern. Gleichzeitig habe er aber Verständnis für die Forderungen der Mitarbeitenden, sagt Brülisauer. Und: «Wir können die Mitarbeitenden nicht ewig zurückhalten.»
«Wurden nicht informiert»
Das Swissport-Management will von einem drohenden Streik derweil nichts wissen. Über einen solchen sei man nicht informiert worden. «Ein Bruch der Friedenspflicht würde mit disziplinarischen Konsequenzen gehandhabt», sagt eine Swissport-Sprecherin. Ob streikenden Angestellten gar gekündigt würde, bleibt offen.
Dass weiterhin der Krisen-GAV in Kraft ist, hält Swissport für gerechtfertigt. Im Juni schrieb die Flughafenbetreiberin erstmals seit Ausbruch der Pandemie schwarze Zahlen. Aber nur knapp: Man sei noch weit entfernt von der vertraglich vereinbarten Gewinnmarge, die im Krisen-GAV festgelegt wurde.