Grosser Jubel, als die Berner Fluggesellschaft Skywork gestern vor 14 Uhr mit den Berner Young Boys am Flughafen Bern-Belp landete. Hunderte Fans warteten nach dem Sieg der Mannschaft in Zagreb. Umso überraschender kam gestern spät die Mitteilung über das Grounding von Skywork.
Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) bestätigte heute Morgen auf Anfrage von BLICK, dass Skywork die Betriebsbewilligung bereits freiwillig abgegeben hat. Betroffen sind 120 Skywork-Angestellte und 11'000 Passagiere. Einige Passagiere werden heute doch abfliegen können, weil die Konkurrentin Helvetic Airways einspringt, wie BLICK von Helvetic-Chef Tobias Pogorevc erfuhr.
Mallorca-Reisende haben Glück
Er bedaure sehr, dass wieder so viel Passagiere von einem solchen Grounding betroffen seien, betont Pogorevc. Derzeit habe Helvetic in Bern eine 100-plätzige Fokker 100 im Einsatz. «Auf den gewissen Strecken können wir sofort einspringen und die Passagiere mitnehmen – zum Beispiel Mallorca», sagte Pogorevc.
Für weitere Ferienstrecken, wie das griechische Preveza am Montag, könne Helvetic ebenfalls Kapazitäten anbieten. Die Airline sei mit verschiedenen Reiseveranstaltern in Kontakt. Helvetic, die von Financier Martin Ebner kontrolliert wird, besitzt sieben Flugzeuge des Typs Embraer E1-190 und fünf Maschinen des Typs Fokker 100 und fokussiert auf den Flughafen Zürich. Ob die Airline mit 440 Mitarbeitern Teile von Skywork übernehmen will, wird laut Pogorevc die nächsten Tage beurteilt.
Seltsames Timing des Groundings
Skywork war für den Flughafen Bern ein Klumpenrisiko, sie erbrachte fast 60 Prozent aller Flüge. Zuletzt verfügte sie über sechs Turbo-Propellermaschinen des Typs Saab 2000. Mit diesen flog die Airline im Sommer 22 Destinationen in Europa an.
Wieso das Grounding just zwei Tage nach einer Kapitalerhöhung und dem prominenten YB-Flug kam, wollte Skywork bisher nicht beantworten. Skywork befand sich seit längerer Zeit in der Krise. Im Herbst 2017 mussten die sechs Saab 2000 drei Tage am Boden bleiben. Weil die Finanzierung des Winterflugplans nicht gesichert war, hatte das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) der Schweizer Mini-Airline die Bewilligung entzogen. 10 Millionen Franken fehlten.
Damals konnte Skywork-Chef Martin Inäbnit das Ruder noch herumreissen. Woher er das Geld auftrieb, ist nach wie vor ein Mysterium. Aviatik-Insider vermuteten seinen Bruder Walter Inäbnit hinter der Rettungsaktion. Skywork-Chef Martin Inäbnit stritt dies jedoch stets ab.