Feierlich übergab Migros-Chef Herbert Bolliger den Freitag-Brüdern Markus und Daniel am 12. Januar den Swiss Award in der Kategorie Wirtschaft. Damals wusste Bolliger noch nicht, dass ihm die Zürcher Taschen-Designer eigentlich noch 49.90 Fr. schulden.
Denn Markus Freitag liess 1997 bei der Migros eine Tasche mitgehen. Das Geständnis machte der ältere der Freitag-Brüder gestern bei Roger Schawinskis Talk-Sendung «Doppelpunkt» auf Radio 1: «Es war das einzige Mal in meinem Leben, dass ich etwas geklaut habe», sagte Freitag.
Die Migros und ihre Plagiate
Hintergrund ist ironischerweise ebenfalls ein Diebstahl, den die Migros an den Freitag-Brüdern beging. Der Detailriese klaute vor 15 Jahren die Idee der erfolgreichen Blachen-Tasche von Freitag und nannte sie «Donnerstag».
Plagiate haben bei der Migros Tradition. Prominenteste Beispiele sind der Kaffee Zaun (statt Hag) und Mivella (statt Rivella).
Freitag ging sogleich juristisch gegen die Kopie vor. Dazu musste Markus Freitag dem Anwalt der Brüder eine «Donnerstag»-Tasche als Beweisstück liefern. «Ich wusste ja, dass ich die Tasche danach ohnehin zu unserem Anwalt bringe», rechtfertigt er sein illegales Handeln 15 Jahre später bei Schawinski. «Wenn sie mich erwischt hätten, hätten mich die Laden-Detektive also gleich dorthin begleiten können.»
David gegen Goliath
Im Fall der Taschen-Kopie einigten sich die Parteien schliesslich aussergerichtlich. Die Migros versprach, keine neuen Plagiate mehr herzustellen und künftig keine Produkte mehr auf den Markt zu bringen, die nach einem Wochentag benannt sind. Der Freitag-Anwalt verzichtete dafür auf eine Anzeige.
Während der Verhandlungen bekam es Markus Freitag aber zeitweise mit der Angst zu tun, wie er vor einem Jahr dem «Migros-Magazin» anvertraute. «Ich muss gestehen, das Gefühl, einem solchen Goliath ausgeliefert zu sein, war beängstigend. Für einen kurzen Moment dachte ich, jetzt sei es aus für uns.»
Die Freitag-Brüder erhielten den Swiss Award für die einzigartige Erfolgsgeschichte ihrer Taschen. Jährlich verarbeiten sie in ihrer Fabrik in Zürich-Nord 390 Tonnen LKW-Planen.