Geschäft mit der Corona-Angst
Quöllfrisch-Brauerei lockt mit wirrem Virus-Rabatt

Die Brauerei Locher aus Appenzell bietet ihren Grosskunden 20 Prozent Rabatt. Als Begründung nennt sie bereits verhängte Ausgangssperren und andere behördliche Massnahmen. In der Branche schüttelt man nur den Kopf.
Publiziert: 11.03.2020 um 17:01 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2020 um 14:23 Uhr
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Karl Locher, Mitinhaber der Brauerei Locher in Appenzell.
Foto: Philippe Rossier
Patrik Berger

Das Schreiben geht an Getränkehändler und «liebe Freunde des Appenzeller Biers» – und hat es in sich. Die Quöllfrisch-Brauerei Locher aus Appenzell malt darin ein düsteres Coronavirus-Szenario und lockt mit einem fetten Rabatt. Der Betreff: «Spezialaktion Versorgungssicherheit».

«Aufgrund der aktuellen Lage mit der Verbreitung des Coronavirus und den bereits regional verhängten Ausgangssperren bieten wir auf folgenden ausgewählten Bierspezialitäten ab sofort einen Spezialrabatt von 20 Prozent», heisst es im Brief, der BLICK vorliegt. Bloss: Ausgangssperren gibt es in der Schweiz gar keine.

«Unnötige Gänge an die Öffentlichkeit»

Damit nicht genug: Man soll die Gelegenheit nutzen, sein Lager mit Bier mit langem Mindesthaltbarkeitsdatum zu füllen. «Nehmen Sie ihren Kunden unnötige Gänge an die Öffentlichkeit ab, sollten diese durch behördliche Massnahmen erschwert werden», heisst es weiter. Auch solche «behördliche Massnahmen» sind in der Schweiz derzeit kein Thema.

Der Brief ging auch an unabhängige Getränkehändler. Ein Insider sagt zu BLICK: «Das Angebot hat in der Branche nur Kopfschütteln verursacht. Da macht eine namhafte Brauerei Geschäfte mit der Angst der Bevölkerung. Das ist völlig daneben.»

«Wir wollen Lieferengpässe vermeiden»

«Wir beziehen uns im Brief explizit auf die Ausgangssperren in Norditalien. Das Schreiben ist nur an Getränkehändler und nicht an Endkonsumenten gerichtet», sagt Aurèle Meyer, Geschäftsleiter der Brauerei Locher zu BLICK. Man erachte es als eine unternehmerische Verantwortung gegenüber Kunden und Mitarbeitenden, vorausschauend zu agieren.

«Auch wir sind in hohem Masse abhängig von unseren Zulieferern von Glasflaschen, Dosen, Verpackungsmaterial, Rohstoffen und Maschinen – teilweise auch aus Italien», erklärt er weiter. Konkret: Die Brauerei Locher hat nur für vier Produktionstage Flaschen an Lager.

«Kommt es zu Ausfällen in der Lieferkette oder zu vermehrten Absenzen unserer Mitarbeitenden, können wir die Versorgungssicherheit nicht garantieren.» Deshalb sei es wichtig, neben allen vorbeugenden Massnahmen, die man getroffen habe, sämtliche Lagerkapazitäten voll auszuschöpfen – auch jene der Kunden. «So wollen wir allfällige Lieferengpässe vermeiden.»

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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