Die Nachrichtenagentur Reuters hatte zuvor darüber berichtet. Dem französischen Zementhersteller Lafarge wird bekanntlich vorgeworfen, in den Jahren 2013 und 2014 - und damit vor der Übernahme 2015 durch den Schweizer Konkurrenten Holcim - Schmiergeld an die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) bezahlt zu haben, um die Produktion in der Zementfabrik in Syrien aufrechterhalten zu können.
Im Herbst 2022 hatte Lafarge in diesem Zusammenhang einem Vergleich über 778 Millionen US-Dollar mit dem US-Justizministerium (DoJ) zugestimmt.
Nun erheben Jesiden mit US-Bürgerschaft Klage gegen den französischen Zementhersteller. Die religiöse Minderheit wurde durch den IS aus ihrem Heimatgebiet Sindschar im Nordirak mit Gewalt vertrieben und ausgebeutet. Seit 2016 ist bekannt, dass der IS einen Völkermord an der Minderheit beging.
«Vor, während und nach der Zeit, in der der IS diese brutalen Angriffe auf die Jesiden verübte, bezahlten die Angeklagten und verschworen sich mit dem IS», heisst es in der Reuters vorliegenden Klage gegen Lafarge. Zur Klägergemeinschaft gehört die jesidische Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad, die selber Opfer von Ausbeutungen durch den IS geworden war.
Ein Lafarge-Sprecher bestätigte die Einreichung der Klage gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Bei der Angelegenheit handele es sich um eine Altlast. Bereits im Juli dieses Jahres reichten Familien von durch den IS getöteten amerikanischen Soldaten eine ähnliche Klage gegen Lafarge ein.
Im Zusammenhang mit den Terrorfinanzierungen in Syrien läuft zudem ein Prozess in Paris. Das höchste französische Gericht hat im November eine Anhörung in diesem laufenden Verfahren abgehalten, eine Entscheidung aber erst für den 16. Januar 2024 in Aussicht gestellt.
Lafarge wird der Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Gefährdung des Lebens seiner syrischen Angestellten beschuldigt. Das Verfahren ist immer noch eine Art Vorprozess, bei dem die Anklagepunkte ermittelt werden. Erst danach kann der Hauptprozess beginnen. (SDA)