Bis Februar 2012 hätten die Italiener eigentlich Lira in Euro tauschen dürfen. Die damalige Regierung um Mario Monti verkürzte aber die Frist um drei Monate. Dem Staatshaushalt konnten so bis zu 1,6 Milliarden Euro gutgeschrieben werden – den Wert der Lire-Noten, die die Italiener noch irgendwo versteckt hatten und nach der Vorverschiebung der Umtauschfrist plötzlich nicht mehr zu Euro machen konnten.
Doch einige Sparer klagten – und bekamen jetzt am 5. November vor dem Verfassungsgericht recht. Es erklärte Montis kurzfristige Vorverschiebung der Umtauschfrist für verfassungswidrig. Die jetzige Regierung muss die drei Monate zusätzliche Rückgabefrist nachträglich gewähren.
Ein sofortiger Umtausch der Lire in Euro ist allerdings nicht möglich. Zuerst müssten noch einige Details geklärt werden, heisst es bei der italienischen Notenbank. Beispielsweise, ob alle Lire-Besitzer in den Genuss des Umtauschrechts kommen, oder nur jene, die in den letzten Jahren auch tatsächlich versuchten, ihre Lire loszuwerden.
Zunächst müsste der italienische Staat der Notenbank ausserdem den Betrag, der den Sparern durch die Vorverschiebung entging, zur Verfügung stellen. Die Staatsverschuldung würde damit über Nacht um bis zu 1,6 Milliarden Euro höher. (bih/noo)