Plötzlich war er weg. Und Geld fehlte dort in der Firma, wo es eigentlich sein sollte. Zu viel floss offenbar in fremde Kassen. Die SBB konnten nicht mehr weiter mit dem Elvetino-CEO arbeiten.
Am 21. August informierte das Unternehmen über die Freistellung von Wolfgang Winter (61). «Es stehen massive Vorwürfe im Raum», sagte SBB-Sprecher Christian Ginsig dem BLICK. Untersuchungen liefen. Die Unschuldsvermutung gelte, «aber das Vertrauensverhältnis ist nicht mehr gegeben». Das ist jetzt fast zwei Monate her.
Jetzt kommt raus: Nach einer Anhörung Winters haben die SBB den Minibar-Chef fristlos entlassen und Strafanzeige gegen ihn erstattet. Es läuft ein Verfahren gegen den ehemaligen Elvetino-CEO, bestätigt die Staatsanwaltschaft Zürich-Limmat Informationen von BLICK.
Hauptvorwurf «Vermögensdelikte»
Eingereicht wurde die Klage bereits Anfang September. Laut Staatsanwaltschaft sind «Vermögensdelikte» der Hauptvorwurf.
Winter soll Firmengelder verschwendet haben. Die Rede ist von Beraterhonoraren und Abrechnungen in unüblicher Höhe sowie anderen unerklärbaren Zahlungen. Ob Winter sich auch selbst bereichert hat, ist Bestand der laufenden Ermittlungen.
Ginsig: «Die SBB tolerieren keinerlei Verstösse gegen das Gesetz und den Verhaltenskodex.» Das betreffe sowohl «deliktisches Verhalten» wie auch die «Nichteinhaltung von Kontrollaufgaben, zum Beispiel bei Rechnungsfreigaben». Ob Winter noch auf der Lohnliste steht, sagen die SBB nicht. Winter selbst wollte gegenüber BLICK keine Stellung zu den Vorwürfen beziehen.
«Klima der Angst»
Seit 2012 war dieser Chef von Elvetino, einer 100-Prozent-Tochter der SBB. Sie ist für die Bordgastronomie zuständig, betreibt etwa die beliebten Minibars.
Letztes Jahr geriet Winter in die Schlagzeilen, weil er laut einem Bericht von «Kassensturz» seine Firma mit «eiserner Hand» führte und ein «Klima der Angst» verbreitete.
Er soll etwa einen langjährigen Mitarbeiter gefeuert haben, weil der keine Krawatte getragen hatte. Ausserdem führte er ein Strafpunkte-System ein. So erhielten Mitarbeiter für die Missachtung von rigiden Regeln – etwa für das Nichttragen des Namensschildes – Strafpunkte. Bei fünf Punkten kam die Kündigungsandrohung und bei acht flatterte die Kündigung ins Haus.
Bei Elvetino musste Paul Blumenthal (62), Ex-Leiter SBB-Personenverkehr und langjähriger Elvetino-Verwaltungsrat, für Winter einspringen. Einen neuen CEO für ihr Tochterunternehmen hat die Bahn noch nicht gefunden.
Winter selbst hat keinen neuen Job. Auf dem Karriereportal Linkedin steht unter seinem Profil, dass der erfahrene Geschäftsleiter «offen für neue Herausforderungen» sei.