Genuss oder bloss Verdruss?
Heisser Test mit kaltem Kaffee

Harte Arbeit für vier Supernasen. 15 kalte Kaffees wollten verkostet, analysiert, beschrieben und bewertet werden. Es wurde vor allem eine süsse Angelegenheit.
Publiziert: 18.05.2015 um 16:54 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:01 Uhr
Michael Merz (Text), Sabine Wunderlin (Fotos)

Kaffee ist vieles. Der Milchkaffee zum Zmorge, der Espresso zwischendurch, der Koffeinfreie nach dem Abendessen. Vor allem aber ist Kaffee ein Riesengeschäft. Fast neun Milliarden Kilogramm wurden 2014 weltweit produziert. Jeder Schweizer, so die Statistik, verbrauchte 8,2 Kilogramm. Und: Kaffeekonsum verläuft in modischen Wellen. Vorgestern war es der Cappuccino mit dem Milchhäubchen, dann kam der Coffee to go aus dem Pappbecher, heute ist es kalter Caffè Latte. Emmi, der Milchriese aus der Innerschweiz, hat ihn zwar nicht erfunden. Aber die Methode, wie sich Milch nicht nur als Joghurt oder Quark verkaufen lässt, schon. Ganz genaue Zahlen fehlen, aber die Statistiken zeigen: Die bunten Plastikbecher aus Emmen LU gingen 2014 wohl 100 Millionen mal über die Tresen der Welt. Was auch die Begehrlichkeiten der Konkurrenz weckt.

Und so explodiert dieser Markt. Mac­chia­to, Cappuccino, Espresso heissen die Sorten. Und so, wie Emmi seine Caffè in Ostermundigen BE produziert und  danach in alle Herren Länder verschickt, schickt die Konkurrenz ihre bunten Becher in die Schweiz. Dafür mischt ­Migros-Tochter Alnatura den Kaffee in Österreich in die Milch. Aldis Tizia kommt aus Deutschland. Starbucks fabriziert in Dänemark und Nestlés kalter Nescafé wird in Tschechien aufgemischt. Und sind im Grunde genommen immer eines: viel Milch mit viel Zucker – und recht wenig Kaffee. Die Kaffeesorten heissen meist «Arabica», denn im Moment ist diese Sorte grosse Kaffeemode. Die weiteren Zusätze? Sind jene Dinge, die eben dann in Produkte geraten, wenn die Transportwege lang und länger werden, das Aussehen, die Frische und Konsistenz garantiert bleiben sollen. Emulgatoren, Säuremittel, Verdickungsmittel und so weiter: die ganze Litanei der ­E-Nummern.

Ein schwieriges Unterfangen also für die Testcrew der 15 verschiedenen Kaltprodukte. Da ist Claude Stahel, der als Röster von Black and Blaze Kaffee Furore macht; Barista Elena Minekova, die in Zürichs Milchbar Cappuccinos zu ungeahnter Köstlichkeit aufschäumt. Da ist Antonio Colaianni als Küchenchef im Zürcher Mesa stets auf der Suche nach dem noch besseren Espresso. Und schliesslich SonntagsBlick-Gastrokolumnist Michael Merz, der ohne den Morgenmacchiato sein Leben nicht in Gang bringt. Sie alle beugten sich über die Becher mit dem kühlem Milchkaffee, schauten, schnupperten, nippten, spuckten und notierten, was ihnen auf-, miss- und gefiel. Die Resultate sind ziemlich ernüchternd. Denn im Grunde genommen sind die meisten der Caffè viel

Milch mit recht wenig Kaffee. Geschmack kommt vor allem über eine gewaltige Zuckerdosis ins Gebräu. Mit Zuckercaramel kommt eine bessere Farbe ins blasse Milchbraun. Was den Kaffee nicht besser, aber süsser macht. Mit Bindemitteln wird Struktur und Haltbarkeit erzeugt. Dass Carrageen, ein Produkt aus Rotalgen, in einer bestimmten Art harmlos sein soll, heisst nicht, dass es im Körper nicht in die nicht so harmlose Form der anderen Art umgewandelt wird.

Das Fazit? Kalter Kaffee für den Sommer produzieren Sie am allerbesten selbst. Machen Sie einen guten Espresso, schütten Sie ihn über Eiswürfel – und geben einen oder zwei Tropfen Kondensmilch dazu. Schmeckt grossartig. Und ist viel, viel gesünder.

Was Zusätze sollen

Zusätze sollen Aussehen, Geschmack, Struktur und Haltbarkeit der Produkte optimieren. Die E-Nummern 331 und 339 können Allergien auslösen. Unbedenklich sind E 501 und 524. Carrageen wird aus Algen gewonnen, ist ein Verdickungsmittel.

Es lagert sich im Körper, vor allem im Magen-Darm-Trakt ein. Gellan gilt als unbedenklich.

Zusätze sollen Aussehen, Geschmack, Struktur und Haltbarkeit der Produkte optimieren. Die E-Nummern 331 und 339 können Allergien auslösen. Unbedenklich sind E 501 und 524. Carrageen wird aus Algen gewonnen, ist ein Verdickungsmittel.

Es lagert sich im Körper, vor allem im Magen-Darm-Trakt ein. Gellan gilt als unbedenklich.

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