Darum gehts
Vorhang auf, Scheinwerfer an! Die Chefetage der Migros begibt sich für die Bilanzmedienkonferenz 2024 auf fremdes Terrain – in ein Zirkuszelt. «Comedy, Concert & Circus» lautet die Devise. Geht das gut? Dass die Führung unter Chef Mario Irminger (59) sich derart inszeniert, ist ein Novum in der heute 100-jährigen Geschichte des Dutti-Konzerns.
Darin stecken Kalkül und viel Marketing – doch es ist auch ein historischer Moment. Das Kasernenareal in Zürich ist einer von 15 Orten, an denen die «Merci Tour» der Migros mit «Das Zelt» Halt macht. Zugleich liegt es im Quartier, wo die Migros einst gegründet wurde. Ein symbolischer Ort für den Neuanfang – und um das Schreckensjahr mit Gewinneinbruch und Abschreibern hinter sich zu lassen.
Drahtseilakt ohne Netz?
Ein Ort wie dieser lädt zu Wortspielen ein: «Was soll der Zirkus um die Migros-Zahlen?» Besonders angesichts der 440 Millionen Franken, die die Migros im letzten Geschäftsjahr nochmals abgeschrieben hat – wie am Dienstag bekannt wurde.
Diese Wertberichtigungen stehen im Zusammenhang mit den Verkäufen der Fachmärkte, die 2024 abgeschlossen wurden. Dazu zählen etwa Melectronics, SportX und Bikeworld. Aber auch die Notbremse der Genossenschaft Migros Zürich bei ihrem verlustbringenden Auslandsabenteuer mit der Supermarktkette Tegut gehört dazu. Letztere wird saniert und soll 2026 wieder Gewinn machen. Gelingt das nicht, wird auch dieses Geschäft mit Verlust abgestossen.
Solche Bereinigungen sowie Kosten für Sozialpläne und Ähnliches hat die Migros ins vergangene Jahr gelegt – damit das laufende Geschäft im Jubiläumsjahr unbelastet bleibt und besser dasteht.
Erst legen sich hier Spitzenschwinger aufs Kreuz, anschliessend macht die Migros ihren Mega-Hosenlupf. Das Gelände des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests (ESAF) in Glarus ist am 1. und 2. September Austragungsstätte der 100-Jahre-Jubiläums-Sause der Migros Gruppe. Über 78'000 Angestellte sind geladen, zum «grössten Mitarbeitendenfest, das die Schweiz je erlebt hat». Die Kundschaft soll deswegen aber nicht vor geschlossenen Läden stehen. Die Geladenen werden auf zwei Tage verteilt.
Die Headliner der Jubiläumsshow an beiden Tagen sind die Musiker Stephan Eicher, Hecht, Oesch's die Dritten und Lo & Leduc. Es gibt eine Karaoke-Bühne, Essen und Trinken sind gratis. Ebenso kostenlos ist die Anreise im Car oder Zug.
Eine Kostenaufstellung gibt die Migros auf Anfrage nicht heraus. Das Budget für das gesamte Jubiläumsjahr beträgt 71 Millionen Franken. Davon stammen 44 Millionen etwa aus dem Marketing, und 27 Millionen werden zusätzlich investiert. Eine stolze Summe bedenkt man, dass die Migros gerade sämtliche Fachmärkte wie Micasa verkauft hat.
Erst legen sich hier Spitzenschwinger aufs Kreuz, anschliessend macht die Migros ihren Mega-Hosenlupf. Das Gelände des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests (ESAF) in Glarus ist am 1. und 2. September Austragungsstätte der 100-Jahre-Jubiläums-Sause der Migros Gruppe. Über 78'000 Angestellte sind geladen, zum «grössten Mitarbeitendenfest, das die Schweiz je erlebt hat». Die Kundschaft soll deswegen aber nicht vor geschlossenen Läden stehen. Die Geladenen werden auf zwei Tage verteilt.
Die Headliner der Jubiläumsshow an beiden Tagen sind die Musiker Stephan Eicher, Hecht, Oesch's die Dritten und Lo & Leduc. Es gibt eine Karaoke-Bühne, Essen und Trinken sind gratis. Ebenso kostenlos ist die Anreise im Car oder Zug.
Eine Kostenaufstellung gibt die Migros auf Anfrage nicht heraus. Das Budget für das gesamte Jubiläumsjahr beträgt 71 Millionen Franken. Davon stammen 44 Millionen etwa aus dem Marketing, und 27 Millionen werden zusätzlich investiert. Eine stolze Summe bedenkt man, dass die Migros gerade sämtliche Fachmärkte wie Micasa verkauft hat.
Reichen die Verkäufe aus für einen Neustart?
Die Migros kann auch den neuerlichen Millionen-Abschreiber verkraften. Sie steht auf einem finanziell starken Fundament. Der Beleg dafür: Das Eigenkapital des Handels- und Industriegeschäfts beträgt 17,6 Milliarden Franken, die Eigenkapitalquote: fast 80 Prozent.
Die Migros Gruppe verbesserte den Gewinn auf 419 Millionen Franken. Im Vorjahr 2023 betrug dieser lediglich 175 Millionen. Nur die Migros Bank rettete die Gruppe damals vor roten Zahlen. Auch ohne die Gewinne der Finanztochter gerechnet, schreibt die Migros Gruppe nun wieder schwarze Zahlen.
Aber reichen die Verkäufe der Fachmärkte wie die Möbelhäuser von Micasa und die Schliessungen der Do-it-Baumärkte?
Migros stellt sich neu auf vier Pfeilern auf
Zur Erinnerung: Die Migros hatte sich auf Nebenschauplätzen verloren, ist wild gewachsen und hat das Feld im Detailhandel den Discountern Aldi und Lidl überlassen. Der Druck der Deutschen wird nicht nachlassen.
Die Migros-Führung ist überzeugt, dass sich der Fokus auf das Kerngeschäft mit den Supermärkten langfristig auszahlt – für die Mitarbeitenden und Kundinnen und Kunden. So soll die neue Migros nach dem Grossumbau noch auf vier Geschäftspfeilern stehen:
- Food Retail: Migros-Supermärkte, Denner, Migrolino und Migrol (Tankstellen) sowie die Migros-Industrie
- Non-Food-Retail: Digitec Galaxus, das Online-Warenhaus
- Gesundheit: Medbase mit den Praxen und Movemi mit den Fitnesscentern
- Finanzdienstleistungen: Migros Bank
Die wachsenden Marktanteile betrachtet, wirkt der Fokus auf die vier Geschäftsfelder sinnvoll. In der medizinischen Grundversorgung mit Praxen ist die Migros nach eigenen Angaben bereits Marktführer. Chef Irminger zeigt sich kämpferisch: «Wir wollen wieder hungrig auf Erfolg werden.»
Der Weg zurück zum Erfolg wird kein leichter, wie Detailhandelskenner Nordal Cavadini (50) bestätigt: «Der Schweizer Detailhandel wird auch in den kommenden Jahren unter grossem Preis- und Margendruck stehen.» Preisdruck, weil die Konsumenten zunehmend zurückhaltend sind. Margendruck, weil die Kosten für Waren, Betrieb und Co. weiter steigen.
Cavadini: «Weitere Effizienzsteigerungen werden bei den hiesigen Playern im Detailhandel unerlässlich sein.» Das gilt auch für den orangen Riesen, der gemäss eigenem Slogan «meh für d’Schwiiz macht».