«Geldwäscherei-Risiko wächst»
Finma-Bransons Standpauke für Schweizer Banken

Zu grosser Risikohunger, zu wenig Sensibilität, zu späte Verdachtsmeldungen: Unter dem Eindruck der «Panama Papers» liest Finma-Direktor Mark Branson den Schweizer Banken die Leviten.
Publiziert: 07.04.2016 um 12:46 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:15 Uhr
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Finma-Chef Mark Branson kritisiert Banken mit «zu grossem Risikoappetit».
Foto: KEY
Christoph Lenz

Mark Branson, Direktor der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma, hält sich eisern an seine Prinzipien. Auch an der heutigen Medienkonferenz äusserte er sich nicht zu jenen Schweizer Banken, die Anfang Woche durch die «Panama Papers» ins Zwielicht geraten sind.

Gar keine Zurückhaltung zeigte Branson jedoch bei seinen allgemeinen Ausführungen zum Schweizer Finanzmarkt. Der Finma-Boss las den Schweizer Banken gehörig die Leviten. «Das Geldwäschereirisiko in der Schweiz hat zugenommen», stellte Branson fest. Der Grund: Banken verwalten vermehrt Gelder aus Schwellenländern, deren Herkunft schwieriger zu überprüfen ist. 

Schweizer Banken im Petrobras-Sumpf

Besonders beunruhigt ist Branson dabei wegen den Schweizer Banken, die in die Korruptionsskandale um die brasilianische Petrobras und den malaysischen Staatsfonds 1MDB verwickelt sind. Sieben Verfahren hat die Finma inzwischen eingeleitet.

Drei Aspekte machen Branson Sorgen: Erstens handelt es sich nicht um Altlasten, sondern um aktuelle Fälle. Zweitens stammen die Gelder nicht aus dem Graubereich. «Vieles deutet auf klare Korruption hin.» Drittens geht es nicht kleine Fische. «Wir sprechen von Geldflüssen in einer Dimension von mehreren Milliarden US-Dollar, und von einzelnen Transaktionen von Hunderten von Millionen.»

Bransons Fazit: «Manche Institute hatten einen zu grossen Risikoappetit. Sie nahmen vermögende Kunden auf, deren Hintergründe unklar waren. Sie führten für diese Aufträge aus, bei welchen die Motive der Auftraggeber diffus blieben. Sie nahmen dabei Gebühren ein, die überdurchschnittlich hoch scheinen.»

Namen von Banken nannte Branson keine. Im Fall des malayischen Staatsfonds 1MDB ist aber bekannt, dass Gelder über die Tessiner Bank BSI geflossen sind. Bei Petrobras wurden in Zeitungsberichten unter anderen HSBC, Pictet und Cramer genannt. Ob sie zu den sieben Banken gehören, welche die Finma ins Visier genommen hat, ist aber nicht bekannt. 

Auch bei der Meldung von Verdachtsfällen stellt der Finma-Boss den Banken ein miserables Zeugnis aus. «In zu vielen Fällen sehen wir, dass Meldungen sehr spät kommen. Auch wenn Fälle eindeutig sind. Oft sind es erst Medienberichte, die Meldungen auslösen.» Hier brauche es ein Umdenken, so Branson.

Geldwäscherei-Liste: 14 Banken mit hohem Risiko 

Auch die Finma hat reagiert: Sie führt seit 2014 ein Geldwäscherei-Risikorating. Es basiert auf Faktoren wie Ausrichtung eines Instituts, Anzahl der High-Risk-Kunden oder Hinweise auf Kontrolllücken. Bei 14 Banken steht die Risiko-Ampel derzeit auf rot. Sie werden von der Finma besonders eng begleitet und beaufsichtigt. 

«Gemeinsames Ziel für den Finanzplatz Schweiz muss es sein, vor grossen neuen Geldwäschereiskandalen verschont zu bleiben», erklärte Branson zum Schluss. Der Finma-Chef weiss selbst, wie weit der Weg dorthin noch ist. 

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