«Wie beabsichtigt hat sich der Negativzins vom Geldmarkt auf den Kapitalmarkt übertragen«, sagte SNB-Direktoriumsmitglied Fritz Zurbrügg am Donnerstag vor den Medien in Bern.
Der Geldmarkt funktioniere auch unter Negativzinsen gut. Laut Zurbrügg ist die Handelsaktivität am Geldmarkt zwar nach wie vor tiefer als vor der Finanzkrise, sie habe sich aber etwas belebt. So seien etwa die Umsätze am besicherten Geldmarkt, namentlich am Franken-Repomarkt, seit der Einführung des Negativzinses gestiegen.
Mit den über sämtliche Laufzeiten tieferen Zinsen habe der Negativzins auch die traditionelle Zinsdifferenz zum Ausland wieder etwas vergrössert. Diese hatte sich zuvor stark verringert.
»Die Zinsdifferenz an den Geld- und Kapitalmärkten ist heute höher, als sie es ohne Negativzins wäre", sagte Zurbrügg. Sie liege aber immer noch deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt, da die Zinsen im Ausland während der Finanzkrise stärker gesunken seien als in der Schweiz
Jeden Monat 100 Mio dank Negativzinsen
Die grössere Zinsdifferenz trägt laut SNB dazu bei, dass Frankenanlagen relativ zu Anlagen in Euro und anderen Währungen weniger attraktiv sind.
Während die Zinsen am Geld- und Kapitalmarkt als Folge des Negativzinses zurückgegangen sind, sanken die Zinsen für Hypotheken nicht im gleichen Ausmass. Für Hypotheken mit längeren Laufzeiten sind die Zinsen laut Zurbrügg im Vergleich zu Anfang Jahr sogar leicht gestiegen.
Der Hauptgrund für diese unterschiedliche Entwicklung liegt laut Zurbrügg darin, dass ein wesentlicher Teil der Refinanzierungskosten der Banken aus den Zinsen auf Spareinlagen besteht. Diese sind nicht wie die Zinsen am Geldmarkt unter null gesunken.
Laut Zurbrügg haben sich Befürchtungen, wonach der Negativzins zu einem starken Rückgang der Hypothekarzinsen und damit zu einem verstärkten Wachstum der Hypothekarkredite beitragen könnten, bisher nicht bewahrheitet.
Tiefzinse bleiben
An der gegenwärtigen Zinspolitik will die SNB festhalten. Das Zielband für den Drei-Monats-Libor beträgt weiterhin -0,25 bis -1,25 Prozent. Beim Negativzins von -0,75 Prozent auf Giroguthaben gelten weiterhin die gleichen Freibeträge, mit denen gewisse Anlagen verschont werden.
Insgesamt sei der Franken weiterhin «deutlich überbewertet». Sie bleibe deshalb «bei Bedarf» am Devisenmarkt aktiv, bekräftigte die SNB ihre Geldpolitik, die seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses am 15. Januar gilt. (SDA)