Geldpolitik
US-Notenbanker sind den Europäern voraus

Die aktuelle Woche steht im Zeichen wenig überraschender Geldpolitik: Die amerikanische Notenbank Fed, die Schweizerische Nationalbank SNB und die europäische Zentralbank EZB veröffentlichen ihren jeweiligen Zinsentscheid.
Publiziert: 13.12.2017 um 08:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:00 Uhr
Bevor Fed-Chefin Janet Yellen Anfang Februar ihren Platz räumen wird, verkündet sie am Mittwochabend (MEZ) zum letzten Mal den Zinsentscheid der amerikanischen Notenbank. Dabei wird sie die Märkte nicht überraschen: Die Fed wird wohl den Leitzins auf 1,5 Prozent anheben. (Archiv)
Foto: KEYSTONE/EPA/JIM LO SCALZO

Für alle gilt gleichermassen, dass sie langsam aber sicher zu auf einen normaleren geldpolitischen Kurs einschwenken: indem sie das Zinsniveau anheben und ihre Bilanzen wieder abbauen, die sie mit der Geldschwemme der letzten Jahre aufgebläht haben.

Dabei gehen jedoch die amerikanischen Notenbanker den europäischen um einige Schritte voraus. Die Finanzmärkte erwarten, dass die Fed am Mittwochabend eine Erhöhung der Leitzinsen auf 1,5 Prozent bekanntgeben wird. Dies wäre die fünfte Anhebung des Zinses seit Ende 2015 und, wie angekündigt, die dritte allein 2017.

Zudem geht man in den Analyseabteilungen verschiedener Geldinstitute davon aus, dass «der seit Oktober begonnene Abbau der Anleihebestände fortgeführt» wird, heisst es etwa bei der Raiffeisenbank. Die Fed sitzt auf einer Bilanzsumme von rund 4,5 Billionen Dollar. Nach Einschätzung der Union Bancaire Privée (UBP) dürfte dieser Wert bis 2021 auf 2,5 Billionen Dollar zurückgehen.

Eine Schlüsselgrösse zur Begründung einer normalisierten Geldpolitik dürfte die Inflation sein. So erwarten etwa die Analysten von der Credit Suisse (CS), Allianz Global Investors oder der Raiffeisenbank, dass im kommenden Jahr in den USA die Preise moderat steigen und damit die Voraussetzung für weitere Zinsschritte liefern werden.

«Wir erwarten, dass die Kerninflation 2018 allmählich steigen und somit de facto die laufende Normalisierung der Geldpolitik rechtfertigen dürfte», schreibt etwa Franck Dixmier von Allianz Global Investors in seinem Kommentar im Vorfeld der Zinsentscheide. Er begründet die Einschätzung mit dem positiven Arbeitsmarkt und allmählich steigenden Löhnen.

Vor diesem Hintergrund erwartet er wie seine Kollegen von anderen Banken, dass Fed-Chefin Janet Yellen Hinweise auf drei weitere Zinsschritte im nächsten Jahr geben wird.

Am Donnerstag folgen auf die US-amerikanischen Ankündigungen die der beiden europäischen Notenbanken. Dabei wird die SNB um 9.30 Uhr aller Wahrscheinlichkeit nach den Leitzins bei -0,75 Prozent belassen. Und die EZB wird um 13.45 Uhr ihren Leitzins bei 0 Prozent belassen.

Von Interesse werden dabei vielmehr die Prognosen der EZB wie der SNB zu Wachstum und Inflation sein. Trotz robustem Wachstum in der Eurozone wird jedoch bei der EZB noch nicht die Rede von der Reduktion der aufgeblähten Bilanz sein, heisst es etwa bei der Raiffeisenbank. Die Analysten verweisen aber auf «einige EZB-Verantwortliche», die sich zuletzt zuversichtlich gezeigt hätten, «dass mit der fortlaufenden Konjunkturerholung die Nettokäufe ab Oktober ohne weitere Verlängerung beendet werden können».

Zudem erwarten die Raiffeisen-Fachleute eine Bestätigung von EZB-Chef Mario Draghi, dass er nach dem Ende der Nettokäufe, vermutlich im ersten Halbjahr 2019, den Leitzins anheben werde. Die Folge davon wäre, dass bis dahin die Zinsschere zwischen den USA und Europa weiter aufginge.

Für die SNB sind jedoch weniger die Zinsen in den USA, sondern vielmehr die in der Eurozone ein Grund zum Handeln. Damit der Franken nicht wieder an Attraktivität gegenüber dem Euro gewinnt und die Schweizer Exporteure dadurch an Wettbewerbsfähigkeit einbüssen, muss die SNB den Zinsabstand zur EZB wahren. «Ein Vorpreschen der SNB gegenüber der EZB würde den Schweizer Franken erneut unter Aufwertungsdruck bringen», schreiben die Experten der ZKB. Insofern gibt die EZB der SNB für die Normalisierung der Geldpolitik den Takt vor.

Seit der Finanzkrise 2008 haben die Notenbanken mit ungeheuren Geldmengen die Volkswirtschaften stimuliert. Deshalb ist bei der EZB die Bilanzsumme auf knapp unter 5 Billionen Euro angeschwollen. Um den Franken vor allem gegenüber dem Euro zu schwächen hat die SNB auf den Devisenmärkten interveniert; dadurch ist ihre Bilanzsumme auf rund 840 Milliarden Franken angewachsen.

Damit liegt die SNB-Bilanzsumme 127 Prozent über der gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung der Schweiz gemessen am Bruttoinlandprodukt (BIP). In der Eurozone entspricht die Bilanzsumme der EZB etwas über 40 Prozent des BIP.

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