Geldpolitik
SNB-Direktionsmitglied Maechler sieht keine Ende der Negativzinsen

Die positiven Effekte des Negativzinses überwiegen die negativen. Mit dieser Argumentation verteidigt Andréa Maechler, Direktionsmitglied der Schweizerischen Nationalbank (SNB), das Instrument ein weiteres Mal und sie deutet an, dass sich keine Kehrtwende abzeichnet.
Publiziert: 28.08.2016 um 05:47 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 09:40 Uhr
So lange die Zinsen international tief bleiben, habe die Schweiz keinen Spielraum, ihre Zinsen zu erhöhen, sagt Andréa Maechler. Sie ist eines der drei Direktionsmitglieder der Schweizerischen Nationalbank. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/WALTER BIERI

Ohne Negativzinsen wäre der Franken deutlich stärker, sagte Maechler im Interview mit dem «SonntagsBlick». Dies hätte negative Auswirkungen auf die Wirtschaft. Die Negativzinsen seien aber weiterhin ein «ausserordentliches Instrument», sagte Maechler weiter. Sie würden aufgehoben, «sobald dies möglich ist».

Maechler lässt allerdings durchblicken, dass die Zinsen wegen des internationalen Umfeldes noch eine Weile unter Null bleiben dürften. Die Finanzmärkte erwarteten in Grossbritannien und in der Eurozone eine weitere Lockerung der Geldpolitik und in den USA gehe die Erhöhung der Zinsen auch nur sehr langsam voran, weshalb die Zinsen auf absehbare Zeit global tief blieben. «So lange dies der Fall ist, hat die SNB kaum Spielraum, die Zinsen zu erhöhen.»

Gegenteiliger Meinung als Maechler ist Pierin Vincenz, ehemaliger Chef der Raiffeisen-Bank und nun Präsident der Helvetia Versicherungen. Für ihn ist der Nutzen der Negativzinses «kleiner als der gefühlte und erwartete Schaden, den er langfristig anrichten könnte, insbesondere im Hinblick auf das Sparen und die Vorsorge».

Aus Vincenz' Sicht hat die Nationalbank die Folgen der Negativzinsen falsch eingeschätzt: «Wenn der Kunde auf seinem Sparkapital Negativzinsen fürchten muss und er auch weiss, dass bei seiner Altersvorsorge die Erträge der Zinseszinsen wegfallen, dann steigert er nicht die Konsumausgaben, sondern er spart mehr.» Vincenz spricht sich für eine Anbindung des Frankens an einen Währungskorb aus.

Die Schweiz hat laut Maechler aus einem anderen Grund als andere Länder Negativzinsen eingeführt: Während die meisten Länder damit die Nachfrage und die Kreditvergabe stützen wollten, kämpfe die SNB damit gegen den Aufwertungsdruck auf den Franken. «Wir haben keine Kreditklemme. Wir haben die Negativzinsen eingeführt, um die Zinsdifferenz zum Ausland zu erhalten.»

Eine deutliche Absage erteilt Maechler der unter dem Titel Helikoptergeld bekannten Idee, die Wirtschaft mit der Auszahlung von Geld an Bürger oder den Staat anzukurbeln: «Für die SNB ist das ein No-Go.» Das gehe gar nicht.

Es gebe gute Gründe, warum es in der Schweiz gesetzlich verboten ist, dass die SNB dem Staat Geld gibt, sagte Maechler. «Auch international setzt sich die Einsicht durch, dass die Geldpolitik bereits sehr viel getan hat. Es ist wichtig, dass auch die Fiskal- und die Strukturpolitik ihren Teil leisten.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.