Geld verdienen trotz tiefem Milchpreis
Einsiedler machens selbst

Die Milchmanufaktur Einsiedeln lässt sich nicht dem Preiskampf aussetzen. Und das mit Erfolg.
Publiziert: 01.09.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:17 Uhr
Von Philipp Albrecht

Mit Milch lässt sich kein Geld mehr verdienen. Dutzende Bauern geben darum jedes Jahr die Produktion auf. In Einsiedeln SZ war das nie eine Option.

Als 2009 die Milchkontingentierung aufgehoben wurde, steckten die Einsiedler Bauern ihre Köpfe zusammen. 2012 gründeten sie die Milchmanufaktur Einsiedeln – eine Aktiengesellschaft mit 60 Bauern.

«Wir wollten uns nicht länger dem Preiskampf aussetzen und suchten eine Lösung für die ganze Region», sagt Geschäftsführer René Schönbächler (30). Seit diesem Frühling steht am Rande des Klosterdorfs ein hochmoderner Bau mit Molkerei, Restaurant und Shop. Im «Käseparadies» entstehen aus Einsiedler Milch Joghurt, Mozzarella, Mutschli und Weissschimmelkäse. Die Ware landet auch in den Kühlregalen von Coop und Migros. Ein Deal, den Schönbächler eingefädelt hat. Schliesslich arbeitete der gelernte Bauer und studierte Agrarökonom drei Jahre als Gemüse-Einkäufer bei der Migros.

Noch liefern erst vier Bauern ihre Milch ab. Das sind rund 3000 Liter pro Tag. In zehn Jahren soll es das Vierfache sein. Also alles, was die Einsiedler Kühe hergeben. Zwischenhändler braucht dann keiner mehr.

Ein grosser Teil der Wertschöpfung bleibt bei den Bauern. Sie erhalten je nach Qualität zwischen 76 und 81 Rappen pro Liter. Zum Vergleich: Für normale Industriemilch werden derzeit gerade noch 55 Rappen bezahlt. Doch den Aufschlag gibts nicht einfach so: «Die Fütterung der Kühe muss radikal umgestellt werden», erklärt Schönbächler. «Sie erhalten nur noch Heu und Gras. Beim Kraftfutter verzichten wir aus Umweltschutzgründen auf Soja.»

Für den Einsiedler Milchbauern Tobias Kälin (46) geht die Rechnung auf: «Ich musste zwar eine neue Heutrocknungsanlage kaufen. Doch weil die Zinsen tief sind und die Anlage sicher 20 Jahre läuft, lohnt sich das.»

Markus Zemp (61), CVP-Nationalrat und Präsident der Branchenorganisation Milch, ist begeistert: «In Einsiedeln sind richtig kreative Leute am Werk. Da kann man nur gratulieren.»

Bereits sollen Bauern aus anderen Regionen an ähnlichen Konzepten arbeiten.

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