Für die Kritiker ist es eine übergrosse Scheune. Ein prunkvoller Kunsttempel. Der nächste Bauskandal in Berlin. Ein deutlich zu teures Bauunternehmen.
Die Rede ist vom neuen Museum für Moderne Kunst in Berlin. Der Bau stammt aus der Feder des Basler Architekturbüros Herzog & de Meuron. Die deutsche Öffentlichkeit debattiert seit Jahren über das Projekt. Insbesondere die Kosten geben zu reden.
Das ursprüngliche Budget ist längst überzogen. 200 Millionen Euro sprach der deutsche Staat in einem ersten Schritt. Nun hat das Parlament nachgebessert. Der Haushaltsausschuss des deutschen Bundestags genehmigte am Donnerstag ein Kostendach von 364 Millionen Euro.
Kostenkontrolle gefordert
Die Parlamentarier machten aber eine Auflage. Die deutsche Kulturministerin muss den Politikern zweimal jährlich über die Entwicklung des Projekts berichten. So soll eine weitere Kostenexplosion verhindert werden. Wie bei anderen öffentlichen Bauprojekten.
Berühmt-berüchtigt in dieser Hinsicht ist die Elbphilharmonie in Hamburg. Das Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron plante das Konzerthaus. Es wurde sieben Jahre später als ursprünglich geplant fertiggestellt – und kostete die Stadt fast 800 Millionen Euro. Veranschlagt waren 77 Millionen Euro gewesen.
Herzog & de Meuron gehören zu den bekanntesten Architekten der Welt. Ein Kunstbau in London hat das Duo zu Stars gemacht. Der Umbau eines Kraftwerks zur Tate Gallery of Modern Art in London war der internationale Durchbruch. Kurz nach der Eröffnung erhielt das Architektenduo 2001 den Pritzker-Architekturpreis. Das kommt einem Nobelpreis für Architektur gleich.
Bau auf dem Titlis
Zwei Jahre später gewann das Duo die Ausschreibung für den Bau des neuen Olympiastadions in Peking. Das «Vogelnest» war das Herzstück der Olympischen Sommerspiele 2008. Es bietet 100'000 Zuschauern Platz.
In der Schweiz sorgten die Architekten zuletzt mit einem Entwurf für das neue Titlis-Gebäude für Aufsehen. Schon bald wird der Innerschweizer Gipfel oberhalb von Engelberg OW zur Grossbaustelle. Die veranschlagten Kosten: 100 Millionen Franken. (ise)