An der Lage gibt es nichts auszusetzen: In Gehdistanz zu Paradeplatz und Bahnhofstrasse eröffnet am 1. August das Hotel der niederländischen Kette CitizenM. Es ist ihr erstes überhaupt im deutschsprachigen Raum. 160 Zimmer bietet das Haus – in einigen Wochen. Denn noch sind nicht alle Zimmer bezugsbereit, wie Hotelmanagerin Tamara Dias (32) im Gespräch mit BLICK erklärt. Es werde noch an Details gewerkelt, schliesslich sollen die Gäste bei ihrem Besuch nichts auszusetzen haben.
Das grosse Eröffnungsfest findet im Herbst statt. Doch das 26-köpfige Team hat schon vorher genug zu tun. «Unsere erste Bewährungsprobe wird die Street Parade sein», sagt Dias auf die Frage nach Buchungen. Für das Party-Wochenende hätten sich schon viele Gäste angemeldet.
Für 169 Franken und aufwärts
Was erwartet die Übernachtenden? «Affordable luxury» – «erschwinglichen Luxus», verspricht CitizenM seinen Gästen. In Zürich heisst das: ein grosszügiger Gemeinschaftsbereich mit einer Bar im Zentrum, Möbel von Vitra, viel Kunst und Bücher und eher kleine Zimmer.
Der Grundpreis liegt bei 169 Franken. Doch je nach Nachfrage steigen die Preise wie bei Fluggesellschaften. Man wolle immer günstiger sein als vergleichbare Hotels, verspricht der operative Leiter Michael Levie. Der tatsächliche Durchschnittspreis müsse sich allerdings noch weisen. 220 Franken könnten es durchaus sein.
Wo steht das CitizenM im Preis-Vergleich mit anderen Zürcher Hotels? Ähnlich viel zahlen Gäste des Motel One ganz in der Nähe. Etwas tiefer muss man für ein Zimmer in den beiden 25-Hours-Hotels in die Tasche greifen. Zumindest kurzfristig gibt es in Zürich aber auch zahlreiche Hotels, die günstiger sind – das zeigt ein Blick auf die Buchungsplattform Booking.com.
Für technikaffines Publikum
Unter dem Namen SocietyM gibts auch Besprechungszimmer in verschiedenen Grössen. In anderen Städten gibts zudem schnellen Kaffee bei CoffeeM oder eine Dachterrasse namens CloudM. Das «M» steht für «Mobile». Man spreche Vielreisende an, erklärt Levie zum Zielpublikum. Das können Geschäftsreisende aber auch Freizeitreisende sein. Freude an der Technik ist aber Voraussetzung, denn im Zimmer lassen sich viele Dinge nur mit einem Tablet steuern.
«Wir schaffen hier einen echten Wohlfühl- und Begegnungsort: zwischen Reisenden und eigenverantwortlichen Gastgebern genauso wie zwischen Menschen vom anderen Ende der Welt und den Zürcherinnen und Zürchern», wird Dias in der Medienmitteilung zum Konzept zitiert. Letztere sollen auch die Bar besuchen.
2020 auch in Genf
Ob an der Bar oder beim selbstständigen Bildschirm-Check-In: Gäste werden bei CitizenM von sogenannten «Ambassadors» bedient, Botschaftern also. Sie sollen die Besucher mit einem Lächeln empfangen, ihnen Tipps zu Restaurants geben oder Kaffee und kleine Häppchen servieren. Zum Konzept gehören auch sogenannte «Random Acts of Kindness» – übersetzt etwa: zufällige Nettigkeiten. Eigenmächtig können die Mitarbeitenden ihren Gästen Gutes tun – einen Gratis-Kaffee spendieren oder wichtige Unterlagen ausdrucken.
Das Zürcher Hotel ist die Nummer 18 der Kette. Nächste Woche eröffnet in Boston (USA) Nummer 19, wenig später das nächste in Seattle (USA). «Wir wollen wachsen», sagt COO Levie. Fünf bis acht neue Hotels sollen pro Jahr dazukommen. Nächstes Jahr mit Genf auch wieder in der Schweiz. Und die Schweiz-Expansion ist damit nicht am Ende: CitizenM sucht weitere Häuser. Am liebsten zum Kauf. Denn zum Geschäftsmodell der Niederländer gehört, dass sie die Immobilien besitzen, in denen sich die Hotels befinden. Das neue Hotel in Zürich ist da allerdings eine Ausnahme.
Erst einmal gilt es für CitizenM, den morgigen Start erfolgreich zu meistern. Bald schon bekommt die Kette auch neue Konkurrenz. Auf Zürich haben es zum Beispiel die deutschen Hotelketten Ruby und Prizeotel abgesehen. «Die nächsten Jahre wird es ein Überangebot geben», sagte Thomas Allemann, Geschäftsleitungsmitglied des Verbands Hotelleriesuisse, zum bevorstehenden Hotelboom. Was für Ketten wie CitizenM spricht: Der Preiswettbewerb gehe vor allem auf Kosten kleinerer eigenständiger Hotels mit bis zu 30, 40 Zimmern, so der Experte.