Von Milliardären und Superstars erwartet man schon fast nichts anderes mehr. Aber warum stehen auch so viele Politiker in den «Panama-Leaks», Dokumenten über geheime Briefkastenfirmen in Mittelamerika?
Unterlagen über rund 215'000 Firmen sind enthüllt worden. Üblicherweise werden derartige Konstruktionen genutzt, um Steuern zu hinterziehen, Geldtransfers zu verbergen oder die wahren Eigentümer von Unternehmen zu verschleiern.
Wie die Recherchen eines internationalem Konsortium von rund hundert Medien um «Süddeutsche», «Guardian», «BBC» und «Le Monde» zeigen, finden sich unzählige Politikernamen in den Listen: Oberhäupter demokratischer Staaten sind einträchtig vereint mit Herrschern arabischer Königshäuser und Präsidenten korrupter osteuropäischer und afrikanischer Länder.
Ein kleiner Auszug von Briefkastenfirmen-Besitzern in Panama
- Bashar al-Assad (50), Präsident von Syrien seit 2000
- Mauricio Macri (57), Präsident von Argentinien seit 2015
- Salman ibn Abd al-Aziz (80), seit 2015 König von Saudi-Arabien
- Sigmundur Davíð Gunnlaugsson (41), Premierminister von Island seit 2013
- Petro Poroschenko (50), Präsident der Ukraine seit 2014
- Pawlo Lasarenko (63), Premierminister der Ukraine von 1996 bis 1997
- Bidzina Ivanishvili (60), Premierministers von Georgien von 2012 bis 2013
- Scheich Hamad bin Chalifa Al Thani (64), Staatsoberhaupt von Katar von 1995 bis 2013
- Ali Abu al-Ragheb (69), Premierminister von Jordanien von 2000 bis 2003
- Hamad Bin Dschassim Al Thani (56), Premierminister von Katar von 2007 bis 2013
- Husni Mubarak (87), Präsident Ägyptens von 1981 bis 2011
- Iyad Allawi (71), Premierminister des Irak von 2004 bis 2005
- Chalifa bin Zayid Al Nahyan (68), Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate seit 2004
Mehrere prominente Namen tauchen nicht direkt auf, sind jedoch ebenfalls von dem Skandal überschattet: Der 2010 verstorbene Vater des britischen Premierministers David Cameron (49) wird in den «Panama-Leaks» genannt sowie enge Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin (63). Insgesamt ist von mindestens 140 prominenten Politikern die Rede.
Isländischer Premier wird rot - und läuft aus Interview
Aber auch Politiker aus kleineren Ländern figurieren auf der Liste. Als einer der wenigen Politiker kann dem isländischen Premierminister Sigmundur Davíð Gunnlaugsson eine direkte Verbindung nachgewiesen werden. Über die Firma Wintris hängt er in der #PanamaPapers-Affäre. Journalisten des schwedischen TV-Senders SVT haben Gunnlaugssons Unterschrift auf einem der Papiere gesehen. Als die Journalisten den Premier im Videointerview mit den Fakten konfrontieren – wird er erst rot und läuft dann aus dem Interview.
Die Unterlagen, die aus der spezialisierten Anwaltskanzlei Mossack Fonseca, kurz Mossfon, stammen, sind aus den Jahren 1977 bis 2015. Auch einige inzwischen verstorbene Politiker tauchen darin auf, darunter Muammar Gaddafi (2011 verstorben), Staatsoberhaupt von Libyen von 1969 bis 2011, und Ahmad Ali al-Mirghani (2008 verstorben), Präsident des Sudan von 1986 bis 1989.
Mehr als 15'600 der Briefkastenfirmen sollen von Banken gegründet worden sein, um ein vertrauliches Versteck für die Finanzen ihrer Kunden zu schaffen. Heikel für die Schweiz: Neben der Londoner Grossbank HSBC wird auch die UBS als Helfer genannt. Eine derartige Firmengründung ist zwar legal, weckt aber höchste Zweifel über die Motive.