Gegen Billig-Milchimporte
Schweizer und afrikanische Bauern demonstrieren Seite an Seite

Am Mittwochnachmittag demonstrierten Schweizer und afrikanische Bauern Seite an Seite gegen die Billig-Milchwirtschaft. In einer gemeinsamen Deklaration fordern sie eine nachhaltige Produktion in Europa und Afrika.
Publiziert: 10.04.2019 um 16:36 Uhr
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Aktualisiert: 12.04.2019 um 14:59 Uhr
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BLICK erreicht Martin Haab, Landwirt und Mitglied von Big-M, während der Demonstration in Brüssel am Telefon: Die Stimmung sei friedlich, sagt Haab.
Foto: ZVG
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Sven ZauggRedaktor SonntagsBlick

Es ist der agrarpolitische Zankapfel schlechthin. Seit Jahr und Tag wird um den Milchpreis gestritten. Die Bauern wollen mehr für ihre Milch, die Abnehmer sperren, Grosshändler wie Emmi, Migros und Coop peilen eine möglichst hohe Marge an, und die Politik legt die Hände in den Schoss. Und seit der Milchmarkt zwischen der Schweiz und der EU teilweise geöffnet wurde, hat sich die Situation verschärft. Bislang sind alle Versuche der Milchbauern gescheitert, flächendeckend höhere Preis durchzusetzen. 

Wie die Basisorganisation für einen fairen Milchmarkt, Big-M, festhält, wird heute mit 50 Rappen pro Liter so wenig für Industrie-Milch bezahlt wie vor 60 Jahren. Dies, obwohl der Richtpreis bei 68 Rappen festgelegt wurde. Die Folge: Weil die Bauern immer weniger Geld für ihre Milch erhalten, halten einige von ihnen mehr Kühe, um auf den gleichen Ertrag zu kommen. In der Folge steigt die Milchmenge. Die überschüssige Milch wird dann billig ins Ausland verschachert. Ziel: Westafrika. 

Friedliche Stimmung in Brüssel

Nun haben die Bauern die Nase voll: Wie bereits vor drei Jahren reiste eine kleine Delegation aus der Schweiz nach Brüssel. Dort demonstrieren sie zusammen mit afrikanischen Milchbauern aus Burkina Faso, Mali sowie drei weiteren westafrikanischen Staaten gegen die «liberalisierten Milchmärkte». In einer gemeinsamen Deklaration fordern sie eine nachhaltige Produktion in Europa und Afrika.

BLICK erreicht Martin Haab, Landwirt und Mitglied von Big-M, während der Demonstration in Brüssel am Telefon. Die Stimmung sei friedlich, sagt Haab. Etwa 400 Demonstranten seien vor Ort. Sein Vorwurf: «Die Liberalisierung nütze nur den Molkereien und dem Handel, nicht aber den Produzenten.» Besonders problematisch sind laut Haab die Verkäufe von europäischen Überschüssen ins Ausland. Besonders Milchpulver aus heimischer Produktion wird in westafrikanische Länder exportiert. 

Afrikanische Milchwirtschaft in Gefahr

Tatsächlich: In den vergangenen zwei Jahren sind die Magermilchpulver-Exporte aus der EU nach Westafrika um einen Viertel gestiegen. «Die dortige Milchwirtschaft ist in Gefahr, wenn die Billigimporte aus der EU weiter zunehmen», sagt Haab. Die Lösung, so Haab, liege auf der Hand: «Keine überschüssige Milch produzieren, kein Billig-Milchpulver exportieren.»

Das European Milk Board (EMB) fordert zudem ein Programm, das den Markt beobachtet und auf drohende Krisen – beispielsweise mit einem freiwilligen Lieferverzicht – frühzeitig reagiert. «Als Milcherzeuger wünsche ich mir kostendeckende Preise, um nicht mehr von Direktzahlungen abhängig zu sein, die indirekt unsere Exporte in Drittländer subventionieren», sagt Erwin Schöpges, Vorsitzender des EMB.

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